Mongolei 13

Mongolei 13

04.09. – 03.10.2017

Fahrstrecke: 1907 km, hiervon 1565 km Pisten, Russland-Abstecher: 160 km

Gesamtstrecke: 57.249 km

Strecke: Tsagaannuur, Uureg Nuur, Achit Nuur, Ölgii, Sagsai, Khar Nuur, Tavan Bogd NP, Dayan Nuur, Khurgon Nuur, Tsengel, Sagsai (Altai Eagle Festival), Tolbo, Bulgan, Munkh Khairkhan, Gurvan Tsenkher Agui, Khovd, Chigjid Schlucht, Ölgii (Golden Eagle Festival)

Mit Abschluss des interessanten und wirklich sehenswerten Altai Eagle Festivals waren wir wieder in Ölgii gelandet. Gemeinsam mit Anja + Johannes und Petra + Gunter gingen wir Essen, in ein Lokal, das sogar Bier verkauft. Wegen der überwiegend kasachisch, muslimischen Bevölkerung ist dies nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme in dieser Provinz.

Nach dem Adlerfest ist ja bekanntlich auch wieder vor einem Adlerfest. Bis dahin mussten wir uns aber 10 Tage gedulden. Diese Tage wollten wir für eine kleine Abschiedsrunde durch den südlichen Altai nutzen.

Bis kurz hinter den Tolbo See nahmen wir die Teerstraße. So spätsommerlich warm wie die letzten Tage wollte es nicht mehr werden, sondern die ersten Regenschauer prasselten schon auf unser Dach. Dennoch nahmen wir die Piste in Richtung Bulgan an der chinesischen Grenze in Angriff. Bei der kleinen Hügelkette am Einstieg der Route fuhren wir mitten in ein Schneegestöber. Man sah kaum die Hand vor Augen und wir überlegten umzukehren. Wie auf Ansage hörte es auf zu schneien. Danach folgten wir einem endlos erscheinenden breiten Tal bis nach Deluun, einer größeren Siedlung in „the middle of nowhere“.





Deluun

Am nächsten Tag hatten sich die dunklen Wolken verzogen und die Sonne strahlte vom blauen Himmel. Bei der Weiterfahrt waren einige Flüsse zu queren, entweder auf oder neben den Brücken.


Wir nahmen lieber die Furt



Nach der Ebene galt es einen Pass von etwas über 3000 m, mit herrlichem Ausblick auf die umliegende Bergwelt, zu erklimmen. Auf der anderen Seite verlief die rumpelige Piste nun entlang eines Flusstales.


Eisige Temperatur und viel Sturm, aber tolle Aussicht.


Leider war uns der Wettergott nicht hold. Schon am folgenden Morgen hatte es sich eingetrübt und so war die Fahrt durch die enge Bulgan Schlucht nur halb so schön. Danach öffnete das Tal sich wieder und bald war der Ort Bulgan erreicht.



Bulgan

Kurz hinter Bulgan verließen wir die Hauptstrecke und bogen ab nach Osten, um das Munkh Khairkhan Gebirge zu durchqueren. Zunächst folgten wir einigen Flusstälern und danach schraubten wir uns ziemlich steil auf das Plateau hinauf, immer das aufziehende schlechte Wetter mit Sturmböen im Rücken. Die erhoffte Sicht auf das Bergpanorama mit dem zweithöchsten Gipfel der Mongolei fiel damit aus. Hier oben ging es lange Strecken über feuchten, aufgeworfenen Frostboden. Die Piste war schwer zu erkennen, dennoch war Eile angesagt, denn die dunkle Schneewand folgte uns hinterher. Jetzt nur nicht im Matsch stecken bleiben!!!






Es war schon später Nachmittag, aber an Feierabend war noch nicht zu denken. Zuerst mussten wir über dieses Plateau und danach weiter auf der Hauptpiste in tiefere Regionen. Wir fuhren bis fast in die Dunkelheit, parkten dann abseits der Piste und wurden während der Nacht von Sturmböen in den Schlaf geschaukelt.



Viel freundlicher sah es schon wieder am nächsten Morgen aus, wir setzen die Querung fort und verließen das Gebirge hinab zum Ort Munkh Khairkhain. Wir sahen selten einen so sauberen Ort in der Mongolei wie diesen, kein Müll auf den Wegen, überall Müllbehälter und außerhalb gab es eine kleine zentrale Mülldeponie.


Munkh Khairkhain

Nun wählten wir den kürzesten Weg in Richtung Khovd und verließen den Ort nach Norden entlang eines Flusstals. Bäume säumten das Flussufer und waren ein herrlicher Anblick mit ihrem herbstlichen Laub, das in der Sonne leuchtete. Die einspurige Piste schlängelte sich neben dem Fluss durch das Tal. Die Berge, die unseren Weg säumten veränderten abschnittsweise ihre Farbe. Mal schwarz, dann eher grünlich-blau oder in einem zarten erika Ton. Geologen hätten bestimmt ihre Freude auf dieser Strecke.






Nach und nach wurde das Tal schmaler und gerölliger, die Piste enger und nur knapp neben dem Wasserlauf. An einer engen Kehre endete die Piste schließlich im Wasser und die Fahrt musste im Fluss und über die Kiesbänke fortgesetzt werden. Wenn der Untergrund fest ist, stellt das für unser Paulchen zum Glück kein Problem dar.




Nach einigen Kilometern öffnete sich das Tal wieder und ging später in eine große Ebene über. Vor dem Ort Mankhan erreichten wir die Teerstraße, die wir aber kurz später wieder verließen, um zu der Gurvan Tsenkher Agui Höhle mit ihren Felszeichnungen aus der letzten Eiszeit zu fahren. Unsere Erwartungen waren nicht allzu hoch, denn schon in unserem Reiseführer wurde beschrieben, dass ein Teil der Zeichnungen von ignoranten Chaoten mit Graffiti besprüht seien.


Die Höhle besteht aus einer großen Halle mit Seitengängen und diversen Nischen. Wir entdeckten sogar einzelne intakte Zeichnungen. Bei der Höhle trafen wir ein junges ukrainisches Paar, die am Vortag im Sandsturm die 25 km zur Höhle gewandert waren. Für den Rückweg gaben wir ihnen gerne einen Lift zurück nach Mankhan.

Gurvan Tsenkher Agui Höhle





Auf Teer ging es für uns bis Khovd, danach weiter auf übler Wellblechpiste, die wir schon bald wieder verließen.

Wir besuchten in den östlichen Ausläufern des Tsambagarav Massiv die Chigjid Schlucht. Hier hat sich der Khovd Gol tief in die umliegenden Berge eingeschnitten. Zum Rafting durch die Schlucht soll das Gewässer auch bestens geeignet sein.







Chigjid Schlucht

Leider erreichten wir die Schlucht etwas spät und erwischten nur noch die letzten Sonnenstrahlen auf den Fluss.





Nun führte uns die Route definitiv zurück nach Ölgii und zwar über einige hohe Passstraßen. Hier hatte es kürzlich geschneit und entsprechend aufgeweicht und matschig war dort die Piste.

Nach der Ankunft in Ölgii trafen wir abends noch Vait mit einigen Gästen in unserem bevorzugten Restaurant Arvin.


Tags darauf gab es noch Kleinigkeiten in der Stadt zu erledigen, unseren Blog auf den neusten Stand zu bringen und danach verlegten wir unseren Standort 10 km vor die Stadt zum Gelände des Adlerfests. Hier hatten wir uns mit Sonja und Micha, mit denen wir schon länger in Kontakt standen, zum ersten persönlichen Treffen verabredet. Für die Beiden sollte das Festival auch das letzte Mongolei-Highlight werden bevor es auf die Heimreise ging.Anja und Chris mit ihrem LR 101, die gerade erst eingereist waren, stießen noch dazu und das spontane Overlander-Treffen war perfekt.

Für uns näherte sich definitiv nun das Ende unseres Mongoleiaufenthaltes, insgesamt fast 6 Monate, und Wehmut machte sich breit. Die Mongolei besticht durch ihre fantastischen Landschaften und ihre endlose Weite. Eines der wenigen Länder in denen man noch echte Abenteuer erleben kann.

Wir hatten durchweg freundliche Begegnungen mit den Menschen in Steppe und Stadt. In den vielen Wochen, die wir in der Mongolei unterwegs waren, haben wir sehr, sehr viel gesehen und erlebt, es wurde uns nie langweilig und wir hätten noch genügend Ziele für weitere Monate.

Ein wunderbares Land!