Mongolei 7

15.04. – 30.05.2017

Fahrstrecke: 5690 km, hiervon 3550 km Pisten

Gesamtstrecke: 37.363 km

Strecke: Ulan Bator, Hustain Nuruu NP, Baga Gazaryn Chuluu, Tsagaan Suvarga, Dalanzadgad, Bayanzag (Flaming Cliffs), Yolyn Am (Geierschlucht), Khongoryn Els, Nemegt Uul, Gurvantes, Ekhiyn Gol, Gobi A NP, Bayantooroi, Gobi B NP, Altai, Südroute, Arvaikheer,

Am nächsten Morgen versuchten wir ein weiteres Mal den Einstieg in die Piste nach Nordwesten, Richtung Bayantooroi zu finden, leider erfolglos. Nun war guter Rat teuer. Nach dem Studium unserer Karten entschieden wir uns von Ekhin Gol nach Süden zu fahren und dann einer Piste parallel zu Grenze zu folgen. Zunächst kamen wir am leeren Wasserspeicher der Oase vorbei, danach querten wir eine riesige Ebene bevor eine Bergkette vor uns auftauchte. Auf den ersten Blick schien sie unpassierbar, aber die Piste schlängelte sich entlang von trockenen Bachläufen stetig in die Höhe. Der Weg hinab ins Tal zu besagter Querpiste stellte dann schon höhere Anforderungen an die Geländegängigkeit des LKW und die Fahrkünste des Fahrers. Schließlich erreichten wir die Querpiste, die gut zu fahren und sogar mit Straßenschildern ausgestattet war.




Am nächsten Vormittag kamen wir zu einer Kreuzung von der die Straße zur chinesischen Grenze (ca. 35 km) abzweigt und ein Militärposten stationiert ist. Reine Formsache dachten wir und gaben den Soldaten unsere Pässe. Die liefen damit zu ihrem Vorgesetzten und es dauerte. Niemand vom Militär sprach englisch und wir halt auch nicht mongolisch. Als fast eine Stunde nichts geschah begaben wir uns auf das Militärgelände, in das Gebäude durften wir nicht hinein. Wir bekamen mit, dass drinnen hektisch telefoniert wurde und nach einer weiteren halben Stunde wurde Achim in die Telefonstube gerufen, um im Hauptquartier in Ulan Bator mit einer der englischen Sprache bedingt mächtigen Person zu sprechen. Woher wir kommen, wohin wir wollen und warum wir auf dieser Piste unterwegs wären usw. Wir erklärten anhand unserer Landkarte woher und wohin. Daraufhin wurden Karte und Paulchen fotografiert und alle Bilder ins Hauptquartier gesendet. Inzwischen saßen wir alle in der Telefonstube, uns wurde Kaffee gereicht, und warteten. Auf was? Telefonate gingen hin und her, unsere deutsch sprechenden Freunde aus Ulan Bator wurden auch zum Übersetzen mit eingeschaltet. Wir verstanden die ganze Hektik nicht.

Dann endlich nach 4 Stunden kam Bewegung in die Sache, man signalisierte uns, dass man uns nicht zurückschicken würde, sondern wir weiterfahren können, aber natürlich nicht entlang der Grenzpiste?! Wir wären im Grenzgebiet unterwegs welches nur mit einer Sondergenehmigung befahren werden dürfe. Die hatten wir natürlich nicht. Man würde uns auf eine Piste nach Norden bringen, aber vorher müssten wir erst eine Geldbuße entrichten. Also wurden fein säuberlich zwei Strafmandate ausgestellt. Danach erhielten wir unsere Pässe zurück und wurden vom Postenchef persönlich mit Fahrer und Moped zum Pisteneinstieg gebracht.

Wir waren bedient und beeilten uns einen möglichst großen Abstand zum Posten zu bekommen. Nach einer großen, ebenen Steppe erreichten wir wieder Bergland und an verschiedenen Stellen entdeckten wir merkwürdige Metallgestelle, dies waren Futterstellen für Gobibären. Wir hatten davon gelesen, dass man die wenigen verbleibenden Tiere über solche Futterstellen mit wichtigen Nährstoffen versorgt. Neben einer Futterstelle war eine scharfe Lebendfalle aufgestellt. Uns dämmerte es, das Militär hatte uns mitten in den Gobi A Nationalpark hineinbeordert.


Achim spaßte herum und meinte wir würden noch einen Gobibären sehen.

Am nächsten Morgen folgten wir der Piste entlang eines trockenen Bachlaufs als wir mehrere Geländewagen bemerken und 10-15 Mongolen, die uns eifrig herbeiwinkten. Sie waren alle bester Stimmung und Wodka machte die Runde. Wir müssten ein Stück weiter auf die Freifläche gehen, da sei ein Gobibär. Gobibär??? Wir schnappten die Kameras und rannten hinüber und …

…da lag er, einer der letzten 40 Gobibären, betäubt und ihm wurde ein GPS Halsband angelegt. Es war ein riesen Aufgebot an Mitarbeitern des Nationalparks, des Gobibär Projekts (www.gobibear.org ), ein Fernsehteam, ein Minister, Sponsoren und wir. Zwei Touristen, die ahnungslos den Auflagen des Militärs gefolgt waren und genau in dieser Stunde mitten in der Kernzone des Nationalparks auf diese besondere Aktion trafen. Glück oder Pech, wir waren uns da nicht so sicher.



Kaum wieder aufgewacht…


… und schon ganz schön angriffslustig!

Der lokale Leiter des Gobibär Projektes nahm es entspannt und gestattete uns zu fotografieren und später bei der Aufwachphase dabei zu sein. Nachdem der Teddy doch erst recht benommen war, war er dann plötzlich auf den Beinen und attackierte gleich mal einen Geländewagen. Der Kerl war unerwartet aggressiv und alle Wagen räumten schnellstens das Feld.

Foto von: Namjilsuren Hadgalagdah


Um den Gesetzen Genüge zu tun und wohl auch um vor den Offiziellen aus der Hauptstadt nicht das Gesicht zu verlieren, wurde uns ein Strafmandat wegen unerlaubten Betretens des Nationalparks ausgestellt. Wir hofften, dass die Knöllchen nicht zur Regel würden, aber in diesem Fall war es das wert. Wann bekommt man sonst einen Gobibären zu Gesicht? Eher nie, denn es gibt sie nur noch in der Gobi und in keinem Zoo.

Auch diesmal schickte man uns auf eine Piste zum Parkausgang, die in keiner Karte zu finden ist. In den letzten Jahren wurde der NP von den alten Pisten bereinigt, d.h. die in den Landkarten verzeichneten Wege sind größtenteils nicht mehr vorhanden und ein Queren der Gobi im südlichen Teil ist zudem ohne diverse Genehmigungen unmöglich.

Zunächst ging es noch etwa 100 km durch den NP, bald danach erreichten wir dann eine riesige Ebene, der wir westwärts bis Bayantooroi folgten. Es war wieder Sturm aufgezogen und der Sand fegte über die Ebene. Zuerst vermuteten wir eine Fata Morgana, aber dann erkannten wir im Dunst drei Personen, zu Fuß und je einen Wagen mit Gepäck ziehend. Wir hielten einen kurzen Plausch mit Elise, Mathew und Luke, sie wollten die Gobi zu Fuß durchqueren und dies für einen guten Zweck (www.team-essence.com).


Bayantooroi ist eine Oase mit einem hübschen Wäldchen. Nach einer Woche hatten wir endlich wieder Telefonnetz, aber immer noch kein Internet. Hier befindet sich auch das Büro des Gobibär Projektes, dem wir einen kurzen Besuch abstatteten.

Autowaschanlage

Bayantooroi



Bayantooroi

Bis zum Gobi B NP waren es immer noch 250 km Piste, die im Allgemeinen gut zu fahren war. Nur der Ort Bugat stellte schon eine fahrerische Herausforderung für uns dar. Die erste Zufahrt endete in einer noch vereisten Schlucht. Hier war kein Durchkommen, wir mussten umdrehen und uns einen anderen Weg suchen.


Hierbei umfuhren wir den Ort weiträumig, um zu einer anderen Zufahrtspiste zu gelangen. Diese führte dann durch ein fast trockenes Flussbett mit riesigen Steinen. Um es kurz zu machen, wir haben den Ort nie gesehen, denn nach einigen Kilometern durch das Geröll konnten wir glücklicherweise direkt auf die Piste zum NP abbiegen.







Beim Gobi B NP machten wir diesmal alles richtig, wir fuhren zur Forschungsstation, redeten dort mit dem Chef und erstanden für je 3000 Tugrik (1,20€) zwei Eintrittskarten. Zwei Tage fuhren wir durch den Park und sahen Przewalski Pferde, Wildesel und Gazellen, aber meist nur durchs Fernglas weil deren Fluchtdistanz an die 2 Kilometer war. Im Gobi B NP leben im Gegensatz zum Gobi A NP auch Hirtenfamilien mit ihren Herden und zwar ca. 110 Familien. In diesem Gebiet ist die Vegetation ohnehin sehr spärlich und die geschützten Wildtiere müssen sie noch mit den Haustieren teilen, darum werden die Przewalki Pferde im Winter an mehreren Stellen im Park mit Heu gefüttert.

Gobi B NP




Gobi B NP

Wir hatten unser Ziel erreicht, die Wüste Gobi von Dalanzadgad bis zum Gobi B NP zu durchqueren.

Nun machten wir uns auf den Weg zurück nach Ulan Bator. Auf dem Weg nach Norden zur „Südroute“ saßen viele Mongolen vor ihren Jurten und kämmten ihre Ziegen. In der Gobi werden viele Kaschmirziegen gehalten und nun im Frühjahr bei den warmen Temperaturen war es an der Zeit die wertvolle Wolle zu gewinnen.



Bis Altai hatten wir nach langer Zeit wieder mal Teer unter den Rädern. Es war die erste größere Stadt seit langer Zeit und so mussten die Vorräte aufgefüllt werden. Wir hatten gelesen, dass es in der Nähe von Altai Goldsucher, die sogenannten Ninjas, geben sollte. Also machten wir uns auf nach ihnen zu suchen. Und wirklich wir hatten Glück einige Gruppen bzw. Familien zu finden. Sie graben in den trockenen Bachbetten, sieben den Sand durch und waschen den Rückstand, um am Ende des Tages 4-5 winzigste Goldkrümmel als Lohn für die Familie zu bekommen. Dies so hautnah zu erleben stimmte uns am Abend recht nachdenklich.

Goldsucher








Hierfür hat die Familie den ganzen Tag geschuftet!

Ein Stück hinter Altai war zunächst Schluss mit der Teerstraße und für die nächsten 270 km rumpelten wir auf Piste weiter. Kurz vor Avaikheer besuchten wir den Pferdetempel. Diese buddhistische Anlage wurde zu Ehren berühmter Wettkampfpferde errichtet.

Pferdetempel