Russland 5

30.05. – 05.08.2017

Fahrstrecke: 14.795 km

Gesamtstrecke: 52.160 km

Strecke: Ulan Ude, Chita, M55, Skovorodino, M56, Khabarovsk, M60, Vladivostok, Slavyanka, Nachodka,

Nachdem also der Abstecher nach Japan ausfiel, hatten wir beschlossen, außer der Stadt Vladivostok noch die nähere und auch weitere Umgebung abzuklappern.  Das erste Ziel war Russky Island, die größte der Vladivostok vorgelagerten Pazifik Inseln. Sie ist über die längere der Schrägseilbrücken mit der Stadt verbunden.

Auf der Insel befindet sich der neue Campus der Fernost-Universität und seit letztem Herbst ein modernes Aquarium. Dieses besuchten wir und waren beeindruckt von der interessanten Gestaltung der Ausstellung. Zahlreiche Bewohner von Ozean und Süßwasser wurden in großzügigen, modernen Wasserbecken präsentiert. Die Zeit verging wie im Flug und bis wir alles gesehen hatten war ein halber Tag vorbei.

Russky Island, Aquarium


Russky Island, Aquarium

Ein Stück weiter entlang der Küste fanden wir einen schönen Platz und unternahmen einen Spaziergang auf eine Landzunge. Hier im Südosten Russlands unterscheidet sich das Klima gravierend vom Rest Sibiriens, es ist feuchter und dadurch auch die Winter nicht so kalt (Monsunklima). Dies bemerkt man auch an der Vegetation, fast ausschließlich Laubmischwald aus Eichen, Eschen, Ahorn und Linden, üppig dicht wie ein Urwald. Wir wanderten also durch diesen Urwald bis zur Spitze der Klippe und hatten herrliche Ausblicke.

Russky Island



Gegen Abend wurden wir von Denis angesprochen, der mit Bruder und beiden Familien einen Grillausflug machte. Sie sprachen etwas Englisch und wir sollten unbedingt mit nach Hause kommen zum Abendessen. Unterwegs wurden noch in einem besonderen Biermarkt diverse Sorten frisch gezapftes, lokales Bier und andere russische Spezialitäten eingekauft. Wir verbrachten zusammen einen fröhlichen Abend. Am nächsten Tag wollte Denis noch gemeinsam mit uns ein paar Geheimtipps auf Russky Island besuchen.

Biertankstelle


Bei Denis

Die Insel war bis 1997 militärisches Sperrgebiet und es befinden sich noch viele militärische Relikte (z.T. noch aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg) wie Bunker und Festungen auf ihr. Durch die gute Anbindung wird die Insel mehr und mehr zum Naherholungsgebiet der Städter. So gibt es auch ein Szene-Lokal mit einer Fotowand auf der viele prominenten russischen Politiker und Künstler verewigt sind. Zuletzt besuchten wir noch eine Aquakultur, die vorwiegend Muscheln und Schalentiere kultivieren. Hier testeten Achim und Denis die Qualität der fangfrischen Kammmuscheln.

Russky Island, Festung

Russky Island, Militärmuseum



Russky Island, hier speisen die Reichen und Schönen

Russky Island, Aquafarm

Kammmuschel


Wir verließen nun den Großraum Vladivostok und fuhren nach Südwesten in Richtung russischer/nordkoreanischer Grenze. Dabei querten wir im Hinterland auch einen neueren Nationalpark, den Leopardovy-Nationalpark von der Größe des Saarlandes mit der ersten russischen Tierbrücke. Südost-Sibirien und angrenzende chinesische Gebiete sind die letzten Rückzugsgebiete für den Amurleoparden und den Amurtiger.

Diesen Küstenstreifen haben auch viele Städter zu ihrem Wochenenddomizil erkoren, wie man an vielen modernen Häusern sieht, die an den schönsten Küstenstreifen stehen. Trotz intensiver Suche war uns leider weder ein Leopard noch ein Tiger über den Weg gelaufen. Aber das sollte sich bald ändern.

Slavianka







Südöstlich von Vladivostok liegt Nachodka, der in den 30er Jahren gegründete russische Handelshafen am Pazifik mit Anbindung an die Transsib. Auf dem Weg dorthin besuchten wir einen Wildpark, der ausschließlich heimische Tierarten hält. Viele der Tiere wurden dort aufgenommen weil sie verletzt waren oder in der freien Natur nicht alleine überleben könnten. Neben Greifvögeln und vielen Kleintieren konnten wir auch die Könige der Taiga in ihrer natürlichen Umgebung bewundern, den Amurtiger (Wildbestand ca. 500 Tiere) und den Amurleoparden (Wildbestand nur noch 50 Tiere). Der Amurtiger ist die größte lebende Wildkatze und der Amurleopard ist die seltenste Großkatze der Welt. Der Park beteiligt sich auch an internationalen Zuchtprogrammen beider Tierarten.

Wildpark


Waschbär und Kragenbär

Kragenbär


Amurtiger



Amurleopard

Am nächsten Mittag stoppten wir kurz an einem Kiesstrand neben der Straße und vertraten uns die Füße. Da sprach uns Olga an, ob sie und ihr Mann uns einen schönen Strand zeigen dürften. Eigentlich wären sie auf dem Weg nach Vladivostok, aber mit uns würden sie nochmal ein Stück zurückfahren. Es sei nicht weit. Okay! Also fuhren die beiden vor uns her, natürlich war es nicht sehr nah und nach etwa einer halben Stunde kamen wir am kilometerlangen Sandstrand von Livardia an. Nur die Palmen fehlten! Die Beiden verabschiedeten sich und fuhren direkt weiter, hatten sie doch durch ihre Herzlichkeit eine Stunde Zeit aufzuholen.

Leider war der Tag sehr diesig, aber wir optimistisch und fuhren nochmal schnell zurück in den Ort, um alles für einen gemütlichen Grillabend einzukaufen, Schaschlik, Garnelen und Gemüse. Doch der Nebel wurde immer dichter, dass wir nach einem Strandspaziergang unser Auto kaum noch wiederfanden. So gab es statt dem geplanten Outdoor-Schaschlik halt Indoor-Gulasch.

Sandstrand von Livardia


Leider lud das Wetter am nächsten Tag auch nicht zu einem Strandtag ein, so fuhren wir weiter zur Hafenstadt Nachodka. In den Zeiten der Sowjetunion wurde Nachodka als internationaler Handelshafen am Pazifik gegründet, da Vladivostok militärisches Sperrgebiet war. Die Stadt zieht sich entlang der Nochodka Bucht mit den verschiedenen Hafenanlagen.

Nochodka


An einem Strand östlich der Stadt fanden wir einen Nachtplatz mit schönem Blick auf die Bucht. Hier „parkten“ zahllose Schiffe und warteten auf die Hafeneinfahrt zur Entladung.

Nochodka Bucht

Wir waren am geographischen Wendepunkt unserer Reise angekommen und es wurde Zeit, den wirklich schönen Pazifik Abstecher zu beenden und von nun an wieder die grobe Richtung Westen einzuschlagen.

Zunächst ging es in zwei Tagen zurück nach Khabarovsk und da wir gerne noch etwas mehr vom Fluss Amur erleben wollten entschieden wir noch nach Norden bis Komsomolsk zu fahren. Da die Straße nicht direkt am Fluss entlang führt, machten wir einige Abstecher zu interessanten Ortschaften am Ufer. Im Amur gibt es zahlreiche Sandbänke und er fließt in vielen Bögen dem Pazifik entgegen.

Amur

Beim Fischerdorf Sikatchi Aljan gibt es am Ufer historische Felsgravuren zu sehen. In diesem Ort leben ausschließlich Nanainer, Angehörige eines kleinen indigenen Volkes (ca. 12000 Nanainer) aus diesem Gebiet. Dies war das ärmlichste Dorf das wir im Fernen Osten gesehen hatten. Hier entdeckten wir auch einige historische Motorräder, die aber sicher nicht aus nostalgischen Gründen, sondern eher aus finanzieller Not noch gefahren werden.

Fischerdorf Sikatchi Aljan


Fischerdorf Sikatchi Aljan




Fischerdorf Sikatchi Aljan


Im Dorf Troickoe leben auch viele Nanainer. Hier entdeckten wir zufällig das Hauptquartier des Anyui NP mit einem „Visitors Center“. Erwartungsgemäß sprach niemand ein Wort Englisch, aber die beiden Frauen gaben sich sehr viel Mühe uns einige Informationen über den Park zu vermitteln. Sie zeigten uns einen kleinen Film und Bilder der Fotofallen. Im Park leben u.a. Bären, Luchse und einige Amurtiger. Schließlich organisierten die Damen einen Ausflug für uns in den Park mit 2 Rangern. Mit einem Purgon (russischer Geländebus, UAZ), Achim wäre stattdessen lieber mit dem Raupenfahrzeug gefahren, fuhren uns die Ranger zum Park und zeigten uns dort das Besucherareal mit Hochsitz und einem Lehrpfad, wo die traditionellen Behausungen der Ureinwohner aufgebaut waren. Leider kam es zu keiner Tigersichtung, aber wir waren wieder mal begeistert von der Freundlichkeit der Russen.

Troickoe



Troickoe




Anyui NP


Bei diesem Ausflug hatte Achim sich eine Zecke eingefangen, die wir am nächsten Tag entdeckten. Da hatte sie sich schon festgebissen und ein fettes Hämatom mit rotem Hof produziert. Damit war klar, für Achim gibt es mindestens 14 Tage lang Antibiotika.