02.06. – 17.06.2016
Fahrstrecke: 1670 km
Strecke: Chiwa, Buchara, Samarkand, Olmaliq, Kukand
Die Republik Usbekistan ist um etwa 1/3 größer als Deutschland, hat aber nur 30 Millionen Einwohner. Das Land ist reich an Bodenschätzen wie Erdgas, Gold, Kupfer und Uran. Der größte Teil der Fläche Usbekistans wird von Wüsten eingenommen, nur etwa 10% sind Ackerland. Dennoch ist Usbekistan heute der drittgrößte Baumwollexporteur der Welt. Knapp 80 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche dienen dem Anbau von Baumwolle. Weite Teile der heutigen Anbauflächen müssen künstlich bewässert werden. Dies führt zu massiven Problemen der Bodenversalzung und zum baldigen Austrocknen des Aralsees.
Nachdem wir den korrupten Turkmenen hinter uns hatten, waren wir nun auf die Überraschungen bei der Einreise nach Usbekistan gespannt. Die Grenzer waren freundlich, hilfsbereit und trugen sogar alle Namensschilder an ihren Uniformen. Je Person musste eine Zolldeklaration ausgefüllt werden. Danach sollte ein Einfuhrdokument für das Auto erstellt werden.
Hier hatten wir im Vorfeld beim Auswärtigen Amt gelesen, dass es für Wohnmobile eine neue Vorschrift gäbe. Man müsse dieses Einfuhrdokument bereits sechs Wochen im Voraus in Deutschland beantragen, hat man dies nicht und es muss an der Grenze erstellt werden, ist der bescheidene Betrag von 400,- $ fällig.
Wir hatten uns schon auf lange Diskussionen eingestellt, konnten aber nach der routinemäßigen Wagenkontrolle die Grenze passieren ohne irgendetwas zu bezahlen. Die obligatorische Autoversicherung sollten wir dann in Chiwa abschließen.
Chiwa, Westtor zur Altstadt
Da der Abend schon fortgeschritten war, suchten wir uns einen Übernachtungsplatz und erreichten Chiwa am nächsten Morgen. In einem Guest-House (Lali-Opa) am Westtor zur Altstadt organisierten wir die Registrierung, tauschten Geld und konnten dort auch die Autos abstellen. Bis auf Heike hatten wir alle, einer nach dem Anderen, Magen-Darm-Probleme und wollten es etwas entspannter angehen lassen.
Chiwa liegt in der Oase Choresm, die ihren Vegetationsreichtum dem Fluss Amudarja mit einem weitverzweigten Kanalsystem verdankt. Schon im Mittelalter war die Stadt ein Rastplatz für Handelskarawanen auf der Seidenstraße. Die von einer Stadtmauer umgebene restaurierte Altstadt aus dem 18. und 19. Jahrhundert ist ein Freilichtmuseum. Hier kann man entspannt durch die Gassen streichen oder verschiedene Museen besuchen.
Chiwa Altstadt, Kalta Minor
Chiwa Altstadt, Islom-Xo´ja-Minarett
Chiwa Altstadt, Osttor
Ersatzteilemarkt
Chiwa, Westtor zur Altstadt
Chiwa Altstadt, Eingang zur Festung Ko´xna Ark
Wir pflegten uns, relaxten im Schatten, nutzten das WIFI ausgiebig und unternahmen kleinere Rundgänge in der Altstadt. Die Temperaturen von 35°+++ im Schatten setzten uns schon zu, wir waren mindestens 4 Wochen zu spät unterwegs, nicht nur für Usbekistan sondern auch für große Teile des Iran.
Unser Guest-House
Nach zwei Tagen brachen wir auf, querten die Kizilkum Wüste nach Osten. Zwei Tage, auf der größtenteils erneuerten bzw. in Bau befindlichen Fernverbindung, und zwei Nächte später erreichten wir die Oase Buchara. Zentral in der Altstadt, am Labi Hauz, fanden wir auf einem bewachten Parkplatz einen Übernachtungsplatz. Der Labi Hauz ist ein großes Wasserbecken, das früher zur Versorgung der Bewohner mit Wasser diente, da man in den engen Gassen kein Bewässerungssystem installieren konnte. Heute sitzt man in Freiluft-Teestuben um das Wasserbecken und erholt sich von den Besichtigungen der zahlreichen Moscheen, Mausoleen und Medresen. Bis auf die Koranschule Miri-Arab sind alle Medresen und Moscheen heute Museen oder Souvenirgeschäfte.
Buchara, Zitadelle Ark
Buchara, Moschee Chor Minor
Buchara, Hof der Kalon-Moschee
Buchara, Miri-Arab-Medrese
Anders als im Iran, wo der Islam den ganzen Alltag bestimmt und auch die historischen Moscheen als Gotteshäuser genutzt werden, ist die Ausprägung in Usbekistan weniger strikt. Kein Muezzin ruft mit dem Mikrofon zum Gebet, Frauen sind unverschleiert und bunt gekleidet, Männer tragen kurze Hosen und Bier und Wodka stehen in den Geschäften zum Verkauf.
Buchara verlangte uns Einiges ab, die Temperaturen lagen hier bei 43°+. Zwischen 12 und 16 Uhr ging gar nichts, danach nahmen wir die Besichtigung der wunderschön verzierten Baudenkmäler in Angriff, immer auf der schattigen Seite der Straße und einer kalten Flasche Wasser unter dem Arm. Dann am Abend besuchten wir ein nettes Restaurant mit Dachterrasse und versuchten dort einige usbekische Spezialitäten.
Teppichknüpferei
Buchara, im Riesenrad
Das nächste Highlight und wahrscheinlich auch letzte in Bezug auf Kulturdenkmäler war Samarkand. Danach würden wir uns mehr den Naturschönheiten zuwenden. In Samarkand findet das städtische Leben überwiegend in den Bereichen statt, die deutlich von der Sowjetära geprägt sind, die historischen Gebäude teilweise weit verstreut.
Samarkand, Gur Emir
Samarkand, Ruhabad-Mausoleum
Samarkand, am Registan
Berühmt und sehenswert ist der Registan (Sandplatz) mit den drei Medresen (islamische Hochschulen). Abhängig von Tageszeit und Sonnenstand wird immer eine andere Medrese beschienen. Abends wird der Platz sehr fotogen beleuchtet. Diese Beleuchtungsanlage wurde von Deutschen installiert. Am nächsten Tag besuchten wir noch den Basar und die Moschee Bibi-Xanom mit ihren gewaltigen Dimensionen.
Samarkand, blaue Stunde am Registan
Samarkand, Bibi Xanom Moschee
Samarkand, Basar
Mittagsrast
Es zog uns weiter in den Nordosten zum Ferganatal, von wo wir die Grenze nach Tadschikistan passieren wollten. In der Provinz Taschkent liegen an der Strecke die Bergbauregionen Olmaliq und Angren mit ihren Anlagen zur Verhüttung. Hier fühlt man sich in die Sowjetzeit vor 25 Jahren zurückversetzt: marode Industrieanlagen, Luftverschmutzung, Plattenbausiedlungen, Tristesse.
Honigverkäufer
In Angren fuhren wir ab in ein Seitental und fanden dort einen schönen Übernachtungsplatz im Bachbett. Hier in den Bergen waren die Temperaturen angenehm und unsere Lebensgeister erwachten wieder, es wurde Wäsche gewaschen und kleine Reparaturen erledigt. Nur der nächtliche Besuch der Polizei um 00:30 Uhr störte unsere Nachtruhe. Nachdem sie die Pässe kontrolliert hatten, meinten sie wir sollten alles gut verschließen, dann rückten sie wieder ab.
Übernachtungsplatz
In Usbekistan erreicht man das Ferganatal nur über den Kamchik-Pass und die Pässe werden zuvor kontrolliert und notiert. Die Passstraße wurde bereits durch zwei Tunnel entschärft und wird aktuell 4-spurig ausgebaut. Beide Tunnel werden an Ein- und Ausfahrt von Militär bewacht, das auch in den Tunneln patrouilliert.
Im Ferganatal angekommen bogen wir die erste Möglichkeit in ein Seitental ab, um einen Nachtplatz zu finden. Die schmale Straße folgte dem Bachlauf wieder hinauf in die Berge, nur war rechts und links der Straße ein Grundstück am anderen, dass wir kilometerlang keinen Nachtplatz finden konnten.
Dann eine Schranke und ein Militärposten, wir durften passieren. Wir waren nun schon über 20 km dieser Straße gefolgt und kein Plätzchen war für uns zu finden. Achim sprach einen Mann am Straßenrand an und erfuhr, dass die Straße nach ca. 5 km total gesperrt wäre. Er erklärt dem Mann unser Problem, welches plötzlich keines mehr war, denn Jahongir meinte, wenn seine Garteneinfahrt passt könnten wir dort gerne über Nacht stehen. Es dämmerte und andere Optionen hatten wir nicht, also nahmen wir das Angebot gerne an.
Schlafplatz im Garten
Wir parkten ein und wurden dann noch zu Familie und Freunden auf die Terrasse eingeladen, wo der Tisch reichlich gedeckt war und uns noch warme Speisen serviert wurden. Wir waren erledigt und gingen bald schlafen.
Jahongir und seiner Familie
Am nächsten Morgen zeigte uns Jahongir sein idyllisches Grundstück, den Laden seiner Frau und wir schauten zusammen beim Frühstück Familienfotos. Trotz der eingeschränkten Sprachkenntnisse wurden wir sehr nett aufgenommen und haben uns bei Jahongir und seiner Familie wohlgefühlt. Besten Dank!
Usbekisches Frühstück
Am Ausgang dieses Tals trafen wir auf Heike und Markus, zusammen fuhren wir weiter um einen Platz für die nächsten 2 Tage zu finden. Dies gestaltete sich in diesem dicht besiedelten und stark bewirtschafteten Gebiet nicht so einfach. Schließlich fanden wir an einem Feldweg unweit des Flusses Syrdarja etwas Passendes. Wir erledigten viele liegengebliebene Kleinigkeiten, arbeiteten an der Webseite, kühlten uns im Fluss ab und entspannten. Die Dorfbewohner kamen auf dem Weg zum Feld bei uns vorbei, beschenkten uns mit Obst und Heike und ich wurden von einer „Nachbarin“ zum Frauenplausch in ihren Garten eingeladen.
Dorfbewohner zu Besuch
Mittagspause
Bevor es dann weiter nach Kokand ging, fuhren wir zuerst nach Namangan und besorgten eine neue Starterbatterie für Paulchen.
Kokand, Palast des Chans
Kokand, Jom Moschee
50 km hinter Kokand erreichten wir den Grenzübergang nach Tadschikistan.
An den Checkpoints im Land wurden wir durchgewunken, nur für das Ferganatal ist eine Passregistrierung notwendig.
Diesel zu bekommen war aktuell für uns kein Problem, der Preis lag bei 3000 – 3500 Som/l.
Die Wechselkurse auf dem Schwarzmarkt lagen um 5900 Som/$ und 6400 Som/€.
Die Ausreise verlief korrekt, war aber recht langwierig, da nochmals eine umfangreiche Wageninspektion von außen und innen stattfand. Nach den eigentlich obligatorischen Hotelregistrierungen wurde zwar bei Markus gefragt, aber, nachdem er dies nicht verstehen wollte und übergangen hatte, nicht mehr nachgehakt. Wir hatten uns vorsorglich in den Touristenhochburgen einige Registrierungen für ca. 7-8$ p.P. erkauft.