Litauen vom 28.05.2014 – 07.06.2014
Strecke: Druskininkai, Vilnius, Trakai, Kaunas, Klaipeda, Kurische Nehrung, Palanga
Litauen ist der größte der drei baltischen Staaten und seine Größe entspricht ca. 17% der Fläche von Deutschland. Von den 3 Millionen Einwohnern (85% Litauer) lebt etwa 1 Million in den 3 größten Städten. Die Bevölkerungsdichte liegt bei 46 Einwohner je km² (Deutschland ca. 226 EW/km²).
Wir reisten im südlichen Teil Litauens ein und erreichten zuerst den Kurort Druskininkai, der sich auf die Saisoneröffnung vorbereitete.
Abends statteten wir noch dem Grutas Park einen Besuch ab. Hier hat ein Litauer Millionär viele Standbilder von Stalin, Lenin und weiterer Politiker aus der Sowjetzeit, die nach Erlangung der Unabhängigkeit Litauens von den Sockeln gestoßen wurden, gesammelt und aufgestellt.
Das sommerliche Wetter hatte uns bereits in Polen verlassen und der Wettergott bescherte uns in Litauen durchweg unbeständiges und bewölktes Wetter.
Auf dem Weg nach Vilnius durchfuhren wir den Druskija Nationalpark mit seinen dichten Nadelwäldern und ausgedehnten Sümpfen. Hier konnten wir schon mit den ersten Stechmücken Bekanntschaft schließen. Auf dem Campingplatz in Vilnius stellten wir fest, dass doch eine größere Anzahl Wohnmobilreisende im Baltikum unterwegs ist.
Vilnius, St. Stanislaus Kathedrale
In die Altstadt ging es dann mit dem Bus, durch Plattenbau-Viertel, die düster und recht sanierungsreif wirkten. Ganz im Gegensatz dazu waren wir total überrascht von der hohen Frequenz an Nobelkarossen neuester Baureihen der A, S, Q und X Serien, die sich durch die Altstadt schoben. Die deutschen Automobilbauer scheinen hier lukrative Märkte erschlossen zu haben. In der Altstadt gibt es an die 50 Kirchen und nette Gässchen mit zahlreichen Straßencafes.
Beim Verlassen von Vilnius am nächsten Tag erwischten wir eine der raren Sonnenstunden und nutzten diese zu einer weiteren Runde durch die Altstadt, die uns diesmal noch besser gefiel.
Wer hätte gedacht, dass der geographische Mittelpunkt Europas (N 54°54´E 25°19´) in Litauen nördlich von Vilnius liegt? Wissenschaftler des Französischen Nationalinstituts für Geographie errechneten dies 1989 und im Jahre 2004 wurde mit der Aufnahme Litauens in die EU ein Denkmal an diesem Punkt enthüllt. Wir fuhren also dorthin um ein paar Fotos zu schießen.
Geographischer Mittelpunkt Europas
Am späten Nachmittag erreichten wir dann Trakai, die mittelalterliche Hauptstadt Litauens mit der imposanten Inselburg. Ein herrlicher Anblick in der Abendsonne und dieses Erlebnis teilten wir mit Hunderten anderer Besucher. Es waren überwiegend Litauer, unter anderem viele ausgelassene Grüppchen die Junggesellen/Innen-Abschied feierten.
In Kaunas, der zweitgrößten Stadt Litauens am Zusammenfluss von Nemunas (Memel) und Neris unternahmen wir einen Bummel durch die Altstadt. Um den Rathausplatz mit dem „Weißen Schwan“ (Rathaus) stehen schöne, restaurierte, mittelalterliche Häuser, aber der größere Teil der mittelalterlichen Bausubstanz benötigt noch einiges an Geld und Arbeit, um sie in alter Schönheit erstrahlen zu lassen. In der Fußgängerzone in einem gemütlichen Straßencafe beschlossen wir den Nachmittag bei einer leckeren Pizza.
Nach Klaipeda wählten wir die Strecke entlang des Nemunas und den mittelalterlichen Burgen an seinem Ufer. Es sind zum Teil umfangreiche Restaurierungsarbeiten im Gange, um die verfallenen Bauten wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. Vom Turm des Schlosses Panemune hatten wir einen herrlichen Blick auf den Nemunas und das Umland, nur fehlte mal wieder die Sonne. Etwa auf halber Strecke wird der Nemunas zum Grenzfluss zur Exklave Kaliningrad und die Straße verläuft dann weiter im Lande.
Klaipeda ist Litauens einziger Seehafen und hier legt auch die Fähre zur Kurischen Nehrung ab. Die 100 km lange Kurische Nehrung ist ein Nationalpark. Die nördliche Hälfte mit fünf Orten gehört zu Litauen.
Der südlichste litauische Ort Nida ist bekannt wegen seiner gigantischen, großen Düne und durch Thomas Mann, der hier ein Ferienhaus hatte.
Kurische Nehrung, Nida, Thomas Mann Haus
Wir erreichten am Abend nach ca. 20 minütiger Überfahrt die Nehrung und fuhren auf den nächsten Parkplatz an der Ostseeküste. Nach einem abendlichen Strandspaziergang beschlossen wir hier zu übernachten. Am nächsten Morgen hatten freundliche Menschen uns ein Faltblatt hinter die Wischer geklemmt mit einer Auflistung der Dinge die man im Nationalpark nicht darf, u.a. „wildes Campen“. Der Großteil der Nehrung ist mit dichten Nadelwäldern bewachsen und nur an wenigen Stellen kommt man an die Küste bzw. gibt es kurze Wanderwege. Hier bietet sich die Erkundung des schmalen Landstreifens mit dem Fahrrad auf extra angelegten Fahrradwegen an. Die großen Wanderdünen, die im 16. bis 19. Jahrhundert 14 Dörfer unter ihren Sandmassen begraben haben, sind sehr beeindruckend, ebenso die reiche Vogelwelt. Wir besuchten die Brutkolonie der Kormorane, müssten aber bald das Feld räumen weil es anfing in Strömen zu regnen.
Also nahmen wir die Fähre zurück nach Klaipeda, erledigten noch ein paar Einkäufe und folgten der Küstenstraße nach Norden, vorbei am Seebad Palanga. Kurz vor der Grenze fanden wir einen schönen Nachtplatz, an einem kleinen See gelegen, und verließen Litauen am nächsten Morgen.
Lettland vom 07.06.2014 – 16.06.2014
Strecke: Liepaja, Kuldiga, Ventspils, Kap Kolka, Jelgava, Rundales, Riga, Sigulda, Cesis, Valka
Lettland ist nur wenige Hundert km² kleiner als Litauen und hat 2,1 Millionen Einwohner (62% Letten und eine starke russische Minderheit mit 27%). Die Bevölkerungsdichte liegt bei 32 Einwohner je km² (Deutschland ca. 226 EW/km²).
Den ersten Stopp legten wir in der Hafenstadt Liepaja ein. Die Stadt war zur Sowjetzeit ein wichtiger Kriegshafen und von der Außenwelt weitgehend isoliert. Wir besuchten den lebhaften Markt und schlenderten durch die Altstadt mit ihren historischen Gebäuden, prächtigen Holzwohnhäusern und Jugendstil-Villen.
Der Stadtteil Karosta ist das größte historische Militärgelände des Baltikums. Hier nagt der Zahn der Zeit an den geräumten Militärgebäuden. Auf diesem Areal erblickt man ein kleines Stück weiter die Kuppeln der prächtigen russisch-orthodoxen Kirche, die von maroden sozialistischen Plattenbauten umgeben ist. Wir fuhren weiter zur Nordmole, auch einem Relikt des Kriegshafens, um dort den Sonnenuntergang zu erleben und zu übernachten.
Die Sonne geht erst etwa um ca. 22:30 Uhr unter und selbst danach wird es nicht ganz dunkel, sondern es bleibt ein weißer Streifen am Horizont. Dies sind die sogenannten „weißen Nächte“.
In Kuldiga gab es die breiteste Stromschnelle zu bestaunen, zwar nur 2 Meter hoch, aber 249 Meter breit.
Auf unserem Weg nach Norden folgten wir der Küstenlinie und hatten schöne Übernachtungsplätze am Meer.
Am Kap Kolka treffen das Baltische Meer und der Rigaer Meerbusen aufeinander. Die kilometerlangen, einsamen Sandstrände sind von Kiefernwäldern mit schönen Wanderwegen gesäumt. Hier unternahmen wir eine Wanderung bevor wir nun wieder nach Süden aufbrachen.
Es ging bis fast an die Grenze nach Litauen zum barocken Schloss Rundale. Es wurde nach dem Vorbild des französischen Schlosses Versailles gestaltet. Wir erreichten den Ort am Abend und alles war menschenleer. Wir fanden einen schönen Platz am Weiher mit Blick zum Schloss und nutzten die letzten Sonnenstrahlen zu einem Erkundungsgang.
Am nächsten Morgen rollten kurz vor 10 Uhr die ersten Busse mit Touristen an und wir beeilten uns, um noch vor dem großen Ansturm das Schloss zu besichtigen. Es gibt zahlreiche prächtige Säle und Salons, die originalgetreu und aufwendig restauriert wurden. Wir fanden den prächtigen, aber nicht protzigen Palast und auch den Park mit seinem Rosengarten absolut sehenswert.
Weil das Wetter schlecht war beschlossen wir noch eine Nacht zu bleiben und die Zeit zu nutzen, um Fotos zu bearbeiten und mit unserer Fotoshow zu beginnen. Gegen 17 Uhr riss der Himmel auf und die Sonne kam zum Vorschein, wir schnappten uns die Kameras und wieder hin zum Schloss. Die Touristenströme waren inzwischen auch schon wieder abgeebbt und man ließ uns nochmal mit den Tickets vom Vormittag in den Palast und den Park. So gelangen uns auch noch ein paar schöne Außenaufnahmen.
Am nächsten Morgen fuhren wir direkt nach Riga und dort auf einen Campingplatz, wo wir zwei Nächte blieben, auch um Frischwasser aufzutanken und die Waschmaschine zu benutzen.
Mehrmals marschierten wir die 2,5 km zur mittelalterlichen Altstadt, die sehr lebendig ist und endlos viele Kneipen und Straßencafes hat, die mit Live Musik die Gäste anlocken.
Natürlich sind in Riga auch viele Touristengruppen unterwegs, z.T. von den Kreuzfahrtschiffen. Im Jugendstilviertel mit seinen großen, prächtigen Mietshäusern und den reich dekorierten Fassaden zog im 2 Minutentakt eine Gruppe mit Führer an uns vorbei. Auch der Besuch der Markthallen, die in alten Zeppelinhangars untergebracht sind, fanden wir sehr interessant und erstanden dort die ein und andere lokale Leckerei. Hier wurde vorrangig russisch gesprochen.
Den Weg nach Estland wählten wir durch den Gauja Nationalpark abseits der Küste. Hier gibt es außer ausgedehnten Wäldern und schöner Landschaft zum Wandern und dem Fluss Gauja, auf dem es sich bei schönem Wetter toll paddeln lässt, viele Burgruinen und historische Bauten.
Auf unserer Reise haben wir die Vegetation überholt. Wir durchfuhren wieder blühende Rapsfelder und auch der Flieder blühte hier noch. Die jungen Störche allerdings sind inzwischen geschlüpft und in manchen Nestern ist es, bei bis zu vier Jungvögeln, recht eng geworden.
Im Gauja NP unternahmen wir ein paar Wanderungen, besuchten die Hauptorte Sigulda und Cesis, bevor wir dann bei weiterhin trübem Wetter in Valka die Grenze nach Estland passierten.
Estland vom 16.06.2014 – 24.06.2014
Strecke: Tartu, Alatskivi, Kallaste, Vainupea, Lahemaa NP, Tallin
Estland ist mit 45.227 km2 (etwas kleiner als Niedersachsen) das kleinste der drei baltischen Länder und hat 1,3 Mio Einwohner (69% Esten und eine russische Minderheit von 26%). Die Bevölkerungsdichte liegt bei 30 Einwohner je km² (Deutschland ca. 226 EW/km²).
Bei Regen erreichten wir Tartu, die zweitgrößte Stadt und das geistige Zentrum Estlands. Hier wurde bereits im Jahre 1632 unter schwedischer Herrschaft eine Universität gegründet. Wir fanden einen Parkplatz am Hafen unweit der Altstadt. Als der Regen nachließ unternahmen wir einen Erkundungsgang in die Altstadt und fanden dort auch eine nette Kneipe, um das erste WM Fußballspiel der deutschen Mannschaft zu sehen. Ruck-Zuck füllte sich die Kneipe und der 4:1 Sieg der Deutschen wurde allseits bejubelt, nicht nur von den deutschen Gästen. Am nächsten Morgen schien die Sonne und bereits um 8 Uhr unternahmen wir einen zweiten Versuch die Sehenswürdigkeiten bei schönem Licht zu fotografieren. Dies war eine gute Entscheidung, denn bereits um 9 Uhr zog es sich zu und bald fing es auch wieder zu regnen an.
Wir packten zusammen und fuhren weiter Richtung Nordost zum Peipussee. Der See ist ungefähr siebenmal so groß wie der Bodensee und bildet über eine Länge von ca. 140 km die Grenze zu Russland. Auf dem Weg nach Kallaste kamen wir durch Alatskivi mit einem schönen Schloss. Es wurde nach dem Vorbild von Schloss Balmoral in Schottland gebaut. Die Sonne hatte ein Einsehen mit uns und schenkte uns 10 Minuten, um das Schloss fotografieren zu können.
In Kallaste und den weiteren Orten am Westufer des Peipussees leben überwiegend Altgläubige, Angehörige einer orthodoxen Glaubensrichtung, die im zaristischen Russland verfolgt wurden und hierhin flohen.
Wir verbrachten eine Nacht am Seeufer und als uns der nächste Tag im altbekannten Grau empfing fuhren wir weiter und wechselten an die Ostseeküste.
Im kleinen Dorf Vainupea fanden wir einen schönen Nachtplatz direkt am Meer. Am nächsten Tag ging es meist entlang der Küste durch den schönen Lahemaa Nationalpark.
Die Küste ist hier sehr zerklüftet und dazwischen liegen herrliche Buchten. Landeinwärts schließen sich dann dichte Kiefernwälder und Hochmoore an. Unseren nächsten Übernachtungsplatz fanden wir nahe des Leuchtturms von Juminda auf einer Zeltwiese für Wanderer. Schnell bekamen wir Gesellschaft von einem Kater, der sich beim Regen unter unserem Auto ein trockenes Plätzchen gesucht hatte. Da natürlich auch das ein und andere Leckerli abfiel hatten wir am nächsten Morgen bei einem kleinen Rundgang einen treuen Begleiter.
Wegen des unbeständigen, regnerischen Wetters beschlossen wir nicht nach Saaremaa, der größten estnischen Insel im Westen zu fahren, sondern nach Tallinn und von dort direkt mit der Fähre nach Helsinki überzusetzen. Wir wollten am 23. Juni noch die Mittsommernacht in Estland feiern und buchten dann für den 24. die Überfahrt nach Helsinki. Wir verbrachten drei schöne Tage in Tallinn, das Auto zentral am Fährhafen geparkt. Es waren viele Touristen unterwegs, da täglich oft mehrere Kreuzfahrtschiffe anlegen und mit der Fähre aus Helsinki viele Finnen als Tagesbesucher eine Stippvisite nach Tallinn machen (kalkulierter Nebeneffekt ist der günstige Einkauf alkoholischer Getränke. Die meisten Finnen treten die Rückreise mit einem prall gefüllten Rucksack und einem Rollwägelchen, auf dem mehrere Paletten Bier gestapelt sind, an.).
Tallinn hat eine gut erhaltene mittelalterliche Altstadt und wir ließen uns durch die schmalen Straßen und Gassen mit den Kaufmanns- und Gildehäusern treiben. Ebenfalls sind noch 2/3 der alten Ringmauer mit 18 Türmen erhalten. In der Altstadt trafen wir Heide und Helmut wieder, die auch mit einem Reise-LKW unterwegs sind. Gemeinsam verfolgten wir das Fußballmatch gegen Ghana in einem Pub am Rathausplatz.
Wir nutzten die Zeit in Tallinn auch um unsere Vorräte aufzufüllen, Diesel zu bunkern und besonders den Lagerbestand an Bier für die Zeit in Skandinavien aufzustocken.
Zur Mittsommernacht fuhren wir zum Freilichtmuseum Rocca al Mare. Hier wurden an der Küstenlinie Feuer entzündet und auf mehreren Bühnen spielten Bands. Es gab traditionelle estnische Gerichte, es wurde getrunken und getanzt. Von dem Regenguss der niederging ließ sich niemand die Laune verderben und mit Schirm oder Regencape ausgerüstet wurde weiter gefeiert.
Am nächsten Morgen kehrten wir zum Hafen zurück und nahmen die Fähre nach Helsinki.
Unser Resümee für alle drei baltischen Staaten: Wir hatten eine tolle Zeit, konnten entspannt reisen, freie Stellplätze waren kein Problem, die Menschen waren durchweg freundlich und einige sprachen sogar hervorragend deutsch.
weiterlesen… Finnland: aktualisiert am 13.08.2014