02.09. – 01.10.2016
Fahrstrecke: 4.094 km, hiervon knapp 3000 km Pisten
Gesamtstrecke: 26.429 km
Strecke: Ulaankhus, Tsengel, Ölgii, Achit Nuur, Uureg Nuur, Ulaangom, Uvs Nuur, Khyargas Nuur, Durgun, Khar Us Nuur, Khovd,
Der Mongolische Staat (Parlamentarische Republik) ist viereinhalb Mal so groß wie Deutschland, wird lediglich von etwa 3 Millionen Einwohnern bewohnt und ist der am dünnsten besiedelte Staat der Welt. In der Hauptstadt Ulan Bator leben mehr als 40% der Bevölkerung. Das Land ist zu 40 % von Halbwüste, zu 35 % von Baumsteppe und zu 20 % von Grassteppe bedeckt; den Rest machen Wald und Sandwüste aus. Die mittlere Landeshöhe liegt bei etwa 1580 Meter über dem Meeresspiegel. Die Mongolei ist aufgrund von Bodenbeschaffenheit und Klima kaum für Ackerbau geeignet, hauptsächlich wird nomadische Viehwirtschaft betrieben.
Durch Überweidung, Landwirtschaft und Entwaldung sind fast 90 % der Fläche der Mongolei von Wüstenbildung bedroht.
Die Mongolei gilt als eines der zehn rohstoffreichsten Länder der Welt. Nachgewiesen wurden u.a. Kohle, Kupfer, Uran, Gold, Silber.
Is´er nicht zum Knutschen
Am mongolischen Grenzposten wurden wir freundlich empfangen und zum richtigen Schalter dirigiert. Es fiel auf, dass etwa die Hälfte der Beschäftigten Frauen waren. Die Formalitäten und eine kurze Wageninspektion waren schnell erledigt und endlich waren wir im Zielland unserer diesjährigen Reise angekommen.
Nun standen uns 30 Tage zur Verfügung, um einen Teil der Mongolei zu erkunden. Unsere Planung sah vor, zuerst eine Runde im mongolischen Altai zu drehen und uns dann im Zickzack durch den nördlichen Teil auf die Hauptstadt Ulan Bator zu zubewegen.
Auf den ersten 30km nach der Grenze würde man am liebsten wieder umdrehen, die „Straße“ ist das reinste Martyrium. Übelstes Wellblech, man denk es zerlegt das Auto…
Auf kleinen Nebenpisten drehten wir im Nordwestzipfel der Mongolei eine Runde durch den Altai. Die Routenplanung erfolgt mittels einer Navigationssoftware (OsmAnd+), denn auf den Landkarten sind diese kleinen Pisten meist nicht eingezeichnet oder aber eingezeichnete Verbindungen gibt es dann doch nicht.
Wir fuhren bei herrlichem Sonnenschein entlang eines weiten Tales und bemerkten, dass viele Fahrzeuge und Motorräder auf den nächsten Ort zuströmten. Was mag dort wohl los sein? Wir also unser Auto im Ort abgestellt und den strömenden Menschen gefolgt. Auf einem Areal war eine Fläche abgeteilt und drumherum saß und stand das Publikum. Wir brachten in Erfahrung, dass es sich um die Feierlichkeiten zum Schuljubiläum handelte. Außer diversen Ansprachen fanden in der Arena Ringkämpfe statt. Ringen ist eine der traditionellen mongolischen Sportarten, neben Bogenschießen und Pferderennen.
Einigen Jugendlichen sprachen uns an, die ihre Englischkenntnisse anwenden wollten und fragten uns Löcher in den Bauch. Auf dem Gelände waren auch mehrere Jurten aufgestellt, in denen man von Lehrern und anderen Schulmitarbeitern mit Tee und Gebäck bewirtet wurde.
Als einzige europäische Gäste wurden wir überall eingeladen.
Mongolischer Ringkampf
Erst nach mehreren Stunden setzten wir unsere Fahrt fort. Es ging weiter hinein in die Berge mit herrlichen Ausblicken auf die schneebedeckten Gipfel und über die Hochweiden. Hier war kaum noch Vegetation zu erkennen, alles war bis zur Grasnarbe runter gefressen. Ein Teil der Sommerlager war schon abgebaut bzw. standen leer, denn im Altai gibt es außer Jurtenlagern zum Teil auch Steinhäuser.
In den beiden westlichen Provinzen leben überwiegend Kasachen, eine Minderheit in der Mongolei. Sie sind Muslime und man erkennt ihre Dörfer an den Minaretten der Moschee. Ebenso gibt es bei den Jurten einen Unterschied, die kasachische Jurte hat ein steileres Dach als die Mongolische.
Da im Ort Tsengel die Brücke zerstört war musste der Fluss Khovd an Furten durchfahren werden. Bei entgegenkommenden Fahrern hatten wir uns zuvor erkundigt, ob es für uns schwierig würde. Alles kein Problem für unseren Truck meinten sie. Also Allrad, Untersetzung und Sperre rein und ab ins Wasser. Es ging durch 2 Wasserläufe und wir dachten nun am anderen Ufer zu sein, aber weit gefehlt, wir waren auf einer Insel gelandet. Also den Spuren folgen und die nächste Furt gesucht. Über eine zweite Insel kamen wir schließlich nach sechs Wasserfahrten glücklich am anderen Ufer an.
Wir hatten von einem Adlerjäger in der Nähe dieses Ortes gehört und wollten ihm einen Besuch abstatten. Die Jagd mit Adlern wird nur von Kasachen ausgeübt und findet auch nur im Winter statt. An der Jurte des Jägers trafen wir nur seine Frau an, die uns erklärte, dass ihr Mann mit dem Adler weggeritten sei. Dennoch lud sie uns zu einem Kaffee ein. Aus ihrer Truhe holte sie sogar die Festtagskleidung und andere Schätze und wir hatten viel Spaß.
Bei der Familie des Adlerjägers
Wilder Steppenadler
In der Provinzhauptstadt Ölgii wollten wir Geld holen, Einkäufe erledigen und eine Telefonkarte besorgen. Beim Rundgang entdeckten wir einen Mercedes 917 mit deutschem Kennzeichen auf einem Parkplatz. Leider waren die Besitzer nicht an Bord, so steckten wir unsere Visitenkarte an die Tür. Schon kurze Zeit später erhielten wir eine Nachricht und trafen dann Petra und Dieter (www.chameleontour.de) persönlich. Im Gespräch stellte sich heraus, dass die Beiden abends mit Ruth und Jürgen (www.happyfeetontour.de), die wir auch aus Deutschland kennen, verabredet waren. Gemeinsam ging es nun zum Treffpunkt und es wurde ein langer und unterhaltsamer Abend.
Unerwartetes Wiedersehen mit Ruth & Jürgen und Petra & Dieter
Unser Weg führte uns nach Norden vorbei an einigen schönen Seen auf die „berüchtigte“ Nordroute, der wir ein Stück folgten. Die Pistenverhältnisse waren bisweilen sehr unterschiedlich, in den Ebenen fächerten sie sich oftmals in –zig parallel laufende Spuren auf, auf den Pässen dann nur eine schmale Spur die sich den Berg hinauf windet. Das Unvorstellbare ist aber, über diese Naturstraßen fließt der gesamte Fernlastverkehr auf LKWs mit großen Anhängern, beladen bis in die letzte Ecke.
Achit Nuur
Uureg Nuur
Auf dem Weg nach Süden entlang des Khyargas Nuur machten wir eine schauerliche Entdeckung, mitten in der Steppe lag vor uns ein menschlicher Schädel. Wie kam er wohl dorthin? Gehört er möglicherweise zu den Überresten einer Himmelsbestattung?
…was so alles rumliegt..????
Doch es gab auch angenehme Begegnungen und weitere Fundstücke auf dieser Fahrt durch die Wüstensteppe.
…und wieder was gefunden!
Haallooooo…..
Hirten
Zavkhan, in the middle of nowhere
In Durgun erreichten wir dann einen weiteren See, den Khar Us Nuur. Wer hätte schon gedacht, dass es in der Mongolei so viele Seen gibt? Man erwartet Steppe und Wüste, dennoch gibt es über 4000 Seen und sie liegen teilweise wunderschön in der Landschaft.
Doch bevor wir in den Ort fahren durften wurden wir von der Piste herunter gewunken. Mitten im Nichts war eine Desinfektionsstation aufgebaut: eine Plane, ein Tisch, ein Stuhl, ein Sprühgerät und mehrere Personen die desinfizierten, kontrollierten und dokumentierten. Mangels Sprachkenntnisse konnte uns niemand den Grund für diese Aktion nennen, wir vermuteten das die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen sei. An diesem Tag wurden wir, nein nur Paulchen, noch an zwei weiteren Checkpoints desinfiziert.
Desinfektion in der Wüste
Durgun, Budistische Tempelanlage
Die Mongolen mögens bunt.
Khar Us Nuur
Am Nachmittag erreichten wir Khovd und besuchten den Markt, um Obst und Gemüse einzukaufen.
Khovd, Vorort
Khovd
Immer noch spukte in unseren Köpfen ein Besuch bei einem Adlerjäger herum und Khovd und Umgebung war unsere letzte Chance. So sprachen wir einen jungen Mann neben uns im parkenden Auto an. Er sprach zwar kein Englisch, aber er kannte jemanden der Englisch sprach und rief auch gleich dort an. Er ließ uns mitteilen, dass er einen Adlerjäger kennt. Nun mussten wir nur noch eine Wegbeschreibung bekommen, was schwierig war. Hier schaltete sich Meika, eine Passantin ein. Sie sprach etwas Deutsch und auch Englisch. Wir schilderten ihr unser Anliegen und sie antwortete trocken: einen Adler? Unsere Familie hat so ein Tier… Wir mussten uns verhört haben!
Um es kurz zu machen, Meika stieg bei uns ein und wir folgten ihrem Bruder zum Adlerjäger am Rande der Stadt. Diese Familie empfing uns ganz freundlich und es war gar kein Problem uns den Adler zu zeigen. Sie hatten das Tier auch erst kurze Zeit und die Ausbildung war noch nicht ganz abgeschlossen. Meist werden die weiblichen Tiere zur Jagd verwendet weil sie größer, schwerer und aggressiver sind.
Khovd, beim Adlerjäger
Man ist schon etwas angespannt wenn einem „der Adler im Nacken sitzt“. Zum Abschluss durfte Achim das Tier auch selbst auf die Hand nehmen, was eine tolle Erfahrung war. Wir waren mal wieder begeistert wie freundlich und unkompliziert man uns Fremden entgegen getreten
Ovoo mit Blick auf Khovd