13.07. – 14.08.2016
Fahrstrecke: 2840 km
Strecke: Sary Mogol, Osh, Uzgen,Kazarman, Song Kul, Sary Bulak, Burkhan Tal, Goldminenpiste, Issyk Kul, Skazka Felsen, Dshety Oguz, Karakol, Etschkili Tasch, Tjup, Tamtschy, Burana, Rot-Front, Bischkek, Karakol Pass
Bienenkarawane
Wieder zum Issyk Kul zurückgekehrt, tingelten wir die Nordseite entlang. Hier wird im östlichen Teil viel Landwirtschaft betrieben und man findet kleine Dorfstrände, wo die Kirgisen zum Baden gehen. Die Orte im westlichen Teil sind die Touristenhochburgen, vornehmlich der russischen Sommergäste.
Am Issyk Kul
In Tamtschy trafen wir uns mit Verena und Wolfgang, um ein weiteres Festival zu besuchen. Dieses Festival war leider für uns ein totaler Reinfall, verglichen mit dem tollen Fest eine Woche zuvor.
Ein “idyllischer” Nachtplatz am Issyk Kul
Gas tanken bis jetzt kein Problem 🙂
Auf dem Weg Richtung Bischkek fuhren wir zunächst nach Burana. Hier steht das Minarett von Burana, das wichtigste architektonische Denkmal Kirgistans. Nach einem Erdbeben misst der Turm heute noch 22 Meter, früher waren es einmal 45 Meter.
Burana, Balbal (Grabsteine)
Burana, Minerett
Die Sonne war schon untergegangen als sich der Parkplatz plötzlich mit Autos füllte. Es war eine kirgisische Großfamilie, die Essen, Trinken und Musik mitbrachten. Wir wurden natürlich auch zur Party eingeladen. Eine der jungen Frauen sprach fließend Deutsch, sie war als Au-Pair in Stuttgart gewesen, und dolmetschte. Wir mussten tanzen, essen und natürlich Wodka trinken. Nach etwa 20 Minuten stiegen alle wieder in ihre Autos, fuhren los und die Party war vorbei. Nur für die Kirgisen, bei uns ging es weiter!
Kirgisische Parkplatz-Party
Abends wird es doch kalt, da hilft auch kein Wodka
Überall am Wegrand diese Pflanzen. Leider fällt uns der Name nicht ein 🙂
Auf unserem Weg lag noch das Dorf Rot-Front, ein ehemals deutsches Dorf. Von den ursprünglich 900 deutschen Einwohnern leben heute nur noch 10 deutsche Familien dort. Als wir unschlüssig vor dem verschlossenen Gebetshaus standen, hielt Johan an. Er ist mit seiner Familie vor ca. 6 Jahren nach Deutschland umgesiedelt, nur eine Tochter lebt noch mit ihrer Familie hier. Wir unterhielten uns kurz und er bot uns an unsere Wasservorräte bei seiner Tochter aufzufüllen. In diesen deutschen Familien wurde seit Generationen immer nur Deutsch gesprochen, auch heute gibt es im Ort einen Lehrer aus Deutschland, der an der Dorfschule Deutsch unterrichtet.
Das Deutsche Dorf
Nachmittags kamen wir dann endlich in Bischkek in der Werkstatt an, um den Radbremszylinder reparieren zu lassen. Wir konnten direkt dort bleiben und zwei Mann machten sich an die Arbeit (Asia Auto Center, Ankara Ulitsa 38 a, Bischkek, Lat 42.85487 Lon 74.66977). Der Juniorchef Vladislav spricht sehr gut Englisch.
Bischkek, Asia Auto Center
Der Radbremszylinder bekommt neue Manschetten
Am nächsten Nachmittag waren alle Arbeiten an Paulchen bestens erledigt und wir fuhren ins Zentrum. Die Stadt wird zurzeit herausgeputzt, denn Anfang September finden in Kirgistan die „World Nomad Games 2016“ statt.
Nobel, nobel, für den schönsten Tag im Leben.
Da strahlen die Frauen…
…und der Achim. Die Farbe ist einfach goldig.
Alle wollen (mich) heiraten!
Bischkek, Osh Basar
Vor der Ausreise nach Kasachstan stand noch eine Piste abseits der ausgetretenen Pfade auf unserer Wunschliste. Um dorthin zu gelangen verließen wir die Stadt westwärts und bogen nach Süden ab auf die Hauptverbindungsstraße nach Osch. Die Straße führt am Töö Pass durch einen Tunnel und ist darum eine Mautstraße. Wir erreichten die Zahlstelle und der Kassierer hielt uns eine Quittung über 60 US$ vor die Nase. Wir starrten den Zettel an und zeigten synchron dem Mann einen Vogel. Hää, wir dachten wir träumen. Es war aber sein Ernst. Nach einigem Hin und Her waren wir bei 40 US$ angelangt. Nein, das war es uns nicht wert und außerdem fühlten wir uns abgezockt. Wir setzten zurück und fuhren an die Seite. Achim ging nochmals zum Schalter und versuchte den Preis runter zu handeln, als zwei Motorräder auftauchten. Es waren Evi und David (www.we2r.com ), die wir schon auf der Goldminenpiste getroffen hatten. Nach weiteren Verhandlungen war der Preis bei 20 US$ angelangt und schließlich konnten wir für 10 € passieren. (Mehrere Tage später erlebten Freunde das Gleiche. Nach zähen Verhandlungen über 1,5 Stunden mussten sie ebenfalls 10 € für die Durchfahrt bezahlen.)
Nachtplatz
In einem kleinen Seitental vor dem Tunnel schlugen wir gemeinsam mit Evi und David unser Nachtlager auf. Wir bekamen bald Besuch von einem russischen Kirgisen von der benachbarten Forellenfarm. Er war total von den Motorrädern begeistert und nach einem Schwätzchen fuhr er fort und kam kurze Zeit später mit zwei noch zappelnden Forellen zurück, die er uns schenkte.
Nette Kirgisen, sie brachten noch schnell 2 dicke Forellen vorbei.
Die beiden Fischesser Achim und David machten sich sofort ans Werk und grillten noch die Fische.
Mmh… lecker
Der Tunnel ist recht schmal und wird für den LKW Verkehr abwechselnd in die eine oder andere Richtung freigegeben.
Von der Hauptstraße bogen wir in das Tal des Flusses Karakol ab. Nur ganz allmählich näherten wir uns den Bergen und gewannen an Höhe. Die Besiedlung wurde dünner und man kommt in das Gebiet der Hochweiden mit ihren Jurtenlagern und Viehherden. Kurz vor dem Karakol Pass übernachteten wir mit Blick auf eine schöne Bergkulisse.
Morgens bei herrlichem Sonnenschein kramte Achim die Drohne hervor und ließ sie über uns kreisen.
Vogelperspektive
Kurz vor der Passhöhe, an einem sehr steilen Stück fing Paulchen an zu husten und der Motor ging aus. Zu wenig Sprit konnte es nicht sein, vielleicht die Leitung verstopft. Wir schalteten auf den anderen Tank, kippten das Fahrerhaus und Achim pumpte per Hand. In diesem Moment kam eine ganze Motorrad Truppe von 10-12 Mann vorbei, mit dabei Kristof. Ihn hatten wir schon am Song Kul getroffen und von ihm den Tipp für diese Piste bekommen. Nach wenigen Minuten brachten wir das Auto wieder zum Laufen.
Bitte noch die letzten Meter zur Passhöhe! Es ließ sich ganz gut an, aber dann fing der Motor wieder an zu stottern und ging aus. Mist!
Wir hatten in beiden Tanks noch Diesel, auf gerader Strecke auch ausreichend zum Fahren. Aber durch die Steigung lief alles im Tank nach hinten und Luft wurde angesaugt. Plan B: den Restsprit aus dem großen Tank in den kleinen Tank umpumpen. Nachdem das erledigt war konnte die Fahrt ohne Unterbrechung weitergehen.
Geschafft, nun sind wir oben!!
Oft sind die Grabmale prächtiger als die Wohnhäuser
Zwei Tage später reisten wir nördlich von Bischkek nach Kasachstan ein. Die Ausreise verlief problemlos. Da Sonntag war, mussten wir länger in der Schlange warten als die Abfertigung dann dauerte.
Kirgistan ist ein angenehmes Reiseland, schöne Landschaften, touristische Infrastruktur, gute Straßen. Besonders gut gefielen uns die einsamen Pisten abseits der Hauptstraßen. Die Menschen sind einerseits zurückhaltender als in den Ländern davor, andererseits haben wir hier zum ersten Mal erlebt, dass meist Hirten zum Auto kamen und nach Zigaretten oder Schnaps (das Wort scheint international zu sein) gefragt haben.