02.09. – 01.10.2016
Fahrstrecke: 4094 km, hiervon knapp 3000 km Pisten
Gesamtstrecke: 26429 km
Strecke: Ulaankhus, Tsengel, Ölgii, Achit Nuur, Uureg Nuur, Ulaangom, Uvs Nuur, Khyargas Nuur, Durgun, Khar Us Nuur, Khovd, Dorgon Nuur, Khar Nuur, Urgamal, Bor Khar Els, Khur Nuur, Uliastai, Telmen Nuur, Tsagaan Uul, Mörön, Khövsgöl Nuur, Tosontsengel, Rashant, Jargalantyn Am, Tsetserleg, Kharkhorin, Shank, Lun, Ulan Bator, Darkhan, Altanbulag
Von Mörön aus wollten wir den Tsaatan, dem Stamm der Rentierzüchter, westlich des Khövsgöl Sees einen Besuch abstatten.
Erkhel Nuur
Dazu fuhren wir zunächst ein Stück auf der neuen Teerstraße nach Norden und bogen dann nach Nordwesten ab, um das 250km entfernte Tsaaganuur anzusteuern. Von dort aus erreicht man die Tsaatan nur mit dem Pferd in 1 – 3 Tagesritten. Die Tsaatan sind Nomaden, die fünf bis zehn Mal pro Jahr ihr Quartier wechseln. Sie leben nicht in Jurten sondern in Spitzzelten, die den indianischen Tipis ähneln. Ein Besuch der Rentiernomaden ist eigentlich nur in den Sommermonaten möglich, wir waren schon sehr spät dran und dann sollte auch das Wetter, welches uns bis dorthin 3 Wochen herrlichsten Sonnenschein beschert hatte, wechseln, sprich Regen bzw. Schnee wurde erwartet.
Die ersten 15km Piste fingen gut an, schlagloch- und wellblechfrei. Danach wurden die Niederungen in den weiten Tälern zunehmend feuchter und die Pisten ließen nur noch ein langsames Vorankommen zu. Da wir aber schon eine Woche später Termine in Ulan Bator hatten, mussten wir schweren Herzens einsehen, dass der Ausflug zu den Tsaatan warten musste und jetzt nicht realisiert werden konnte.
Zur Entschädigung genehmigten wir uns zumindest einen Tagesausflug zum See Khövsgöl.
Khövsgöl Nuur
Eine super Teerstraße bis Khatgal, aber dann die Piste zur Ostseite des Sees hatte es auch in sich, übelste Schlaglöcher und zeitweise glich die Piste eher einem Wasserlauf als einem Fahrweg. Auf den ersten Blick gab es bei der überspülten und matschigen Piste kein Durchkommen, also warteten wir auf das nächste Fahrzeug und beobachteten wie es weit ausholte und das Hindernis durch den Wald umfuhr.
Rastplatz mit Blick auf den Khövsgöl.
Von Mörön folgten wir weiter der Nordroute, die von dort nun bis zur russischen Grenze geteert ist. Natürlich ist man zunächst froh wieder Teer unter den Rädern zu haben, aber es geht dabei auch etwas verloren. Denn wenn man sich gemächlich auf den Pisten durch die Landschaft bewegt, erlebt man die Umgebung und die Weite sehr viel intensiver.
Wir zählten 100 Geier an dieser Stelle
Schon nach etwa 70km verließen wir die Teerstraße wieder, um uns auf kleinen Pisten südwärts bis nach Tsetserleg durchzuschlagen. Nun kam auch der vorhergesagte Wetterumschwung. Es regnete die ganze Nacht und die Temperaturen sanken drastisch.
Glücklicherweise ließen sich die Pisten trotz Regens noch recht gut befahren und die Matschpassagen hielten sich in Grenzen.
An der Strecke kamen wir an einem großen Areal mit Hirschsteinen vorbei. Hier wurden über 20 Steine wieder aufgerichtet, darunter schöne Exemplare mit gut erhaltenen Gravuren. Hirschsteine sind Steinstehlen, meist mit Hirschmotiven graviert, aus dem 1. Jt. v. Chr.. Sie markierten den Begräbnisplatz einer hochrangigen Person.
Hirschsteine
Straßenreparatur, hier wird mit alten Reifen geheitzt!
Auf dem weiteren Weg nach Ulan Bator stand Kulturprogramm auf dem Plan, wir besuchten die buddhistischen Klosteranlagen in Tsetserleg, Kharkhorin und Shank. Die Anfänge aller Anlagen stammten aus dem 17. Jahrhundert und während der Kulturrevolution in den 1930ern wurden sie teilweise zerstört bzw. anderweitig genutzt. Zeitgleich tötete man die meisten Klosterbewohner oder unterzog sie einer Gehirnwäsche. Seit 1990 wird nun an der Restaurierung der Anlagen gearbeitet und einige Lamas haben den Klosterbetrieb wieder aufgenommen.
Tsetserleg, Kloster Zayaiyn Khuree
In der Mongolei lernten wir eine „interessante“ Gestaltung der Eintrittspreise kennen. Dass man als Ausländer tiefer in die Tasche greifen muss als die Einheimischen mag noch einleuchten, dass man aber für das Fotografieren nochmal ca. das Doppelte zusätzlich zur Eintrittskarte drauf legen soll ist schon krass.
Kharkhorin, steinerne Schildkröte von Karakorum
Kharkhorin, Kloster Erdene Zuu
Shank, Kloster Shank
Um ihre 5l Milch zu verkaufen muss sie mit den beiden kleinen Mädchen mehr als 20km zum Markt trampen.
Bei Kharkhorin entdeckten wir die ersten landwirtschaftlich genutzten Flächen. Es waren riesige Getreidefelder, wo Ende September die Ernte noch in vollem Gange war. Dies wiederum lockte Schwärme von Kranichen an, auf ihrem Flug gen Süden eine Rast am gedeckten Tisch einzulegen.
Wasser fassen
Je näher man der Hauptstadt kommt, umso mehr nimmt Besiedlung und Verkehr zu. Schließlich in Ulan Bator angekommen stürzten auch wir uns in das Verkehrschaos. Die Blechlawine rollt im Schneckentempo durch die Stadt, es wird gehupt und gedrängelt. Eine Stunde für 8km, ganz normal!
Ulan Bator
Auch hier wird geprotzt
Am ersten Abend trafen wir uns mit Ute und Thomas, die auch ihr Auto über Winter in UB parken, zu einem leckeren Abendessen. Die folgenden Tage waren dann ausgefüllt mit allerlei Erledigungen (Wäscherei, Garage, Standheizung, Ölwechsel), wobei uns Freunde von Extratour (www.extratour-mongolei.com) sehr unterstützten.
Bujin und Bagi von Extratour
Ulan Bator, Parlamentsgebäude
Dennoch blieb uns auch Zeit das Stadtzentrum etwas zu erkunden. Das Kloster des Choijin Lama, heute ein Museum, liegt ganz versteckt zwischen neuen Wolkenkratzern und bildet einen Ruhepol inmitten der Hektik der Großstadt.
Ulan Bator, Choijin Lama Kloster
Ulan Bator, Choijin Lama Kloster, dahinter der Blue Sky Tower
An einem Abend besuchten wir die Vorstellung des Tumen Ekh, Mongolian National Song & Dance Ensemble. Obwohl diese Show speziell für Touristen gemacht ist und total überfüllt war, hat es uns dennoch sehr gut gefallen. Das Programm war abwechslungsreich und die Performance ansprechend und auch qualitativ gut. Wann hat man sonst schon die Gelegenheit mongolische Folklore hautnah mitzuerleben.
Ulan Bator, Tumen Ekh
Unser Visum näherte sich dem Ende, das wir uns schnellstens auf den Weg nach Norden zur Grenze nach Russland machten, die wir am letzten, dem 30. Tag überschritten. Baikal wir kommen…