Armenien
04.08.2019 – 01.12.2019
Gesamtstrecke: ca. 15.000 km
Strecke: Nürnberg, Pilsen, Prag, Trencin, Vlkolinec, Herlany, Lemberg, Drohobych, Rakhiv, Czernowitz, Lipsani, Ungheni, Chisinau, Comrat, Cahul, Braila, Murighiol, Vadu, Krapec, Nesebar, Sozopol, Istanbul, Samsun, Trabzon, Batumi, Mestia, Ushguli, Lentekhi, Chiatura, Khashuri, Stepantsminda, Trusotal, Snotal, Ananuri, Shatili, kachetische Weinstraße, Pankisital, Omalo, Kvareli, Vashlovani NP, Tiflis, Mtskheta, Alaverdi, Dillijan, Jerevan, Ararat, Tatev, Martuni, Jerevan, Gjumri,
Die Abfertigung auf armenischer Seite erfolgte flott und freundlich. Für das Auto muss eine Umweltabgabe von ca. 20 € gezahlt und hinter der Grenze eine obligatorische Autoversicherung abgeschlossen werden.
Wir fuhren auf der M6, der sog. Klösterstraße nach Süden. Die Hauptstraße, an der über weite Strecken Bauarbeiten in Gang sind, schlängelt sich entlang der Schlucht des Fluss Debed. Zwischen dem 10. Und 13. Jhd. entstanden hier viele Kirchen und Klöster auf den teilweise steilen Hochplateaus.
Wehrkloster von Achthala
Kloster Haghpat
Alaverdi
Die meist großen Anlagen hatten in früherer Zeit nicht nur kirchliche Funktion sondern waren auch Bildungsstätten, Bibliotheken, Skriptorien und Wissenschaftszentren.
Die armenisch-apostolische Kirche gilt als die älteste Staatskirche der Welt. Im Jahr 301 nahm das damalige Königreich das Christentum offiziell an.
Wir besuchten einige der eindrucksvollen und aufwendig restaurierten Klosteranlagen. Als Schmuck dienen vielfach Steinreliefs, Bemalungen mit Fresken findet man seltener. Besonders typisch für Armenien sind die vielen Kreuzsteine (Chatschkare), kunstvoll behauene Gedächtnissteine, denen man überall im Lande begegnet.
Kloster Sanahin
Katedrale von Odzun
Auf dem weiteren Weg nach Dilijan parkten wir zur Mittagspause neben der Straße als ein blauer Iveco hupend neben uns anhielt, unsere Freunde „Rikola“. Das Wiedersehen wurde abends bei einem schönen Grillfeuer ordentlich gefeiert.
Auf der Fahrt zu diesem Nachtplatz hatten wir vorher aber noch mit einem plötzlichen und unschönen Problem zu kämpfen. Unser Bremssystem brachte nicht mehr die volle Bremskraft. Am nächsten Morgen stellte Achim fest, dass einer der drei Bremsflüssigkeitsbehälter leer war. Nachdem dieser wieder gefüllt und die Bremsen entlüftet waren setzten wir unsere Fahrt fort. Eine testweise durchgeführte Vollbremsung verlief dann auch zufriedenstellend. Hierbei gab es einen metallischen Schlag, was konnte das gewesen sein? Wenig später kannten wir die Ursache des Knalls, die oberste Lage eines vorderen Federpakets war gebrochen. Schöner Mist… 🙁
Dilijan Nationalpark
Kloster Haghartsin
Auf Teer fuhren wir zunächst zum Servansee, wo wir mit Rikola und Maren & Mathias mit dem Steyr verabredet waren. Die Vier mussten uns dann moralisch erstmal aufbauen :-). Nach ein bis zwei Bier sah dann alles nicht mehr so schlimm aus.
Wir wussten, wenn überhaupt bekommen wir eine neue Feder nur in Jerevan. Also nichts wie hin! Am folgenden Morgen fuhren wir zum Mercedes Truck Service. Dort angekommen war unsere Hoffnung abrupt gedämpft, denn der größte Wagen auf dem Hof war ein Mercedes Sprinter. Truck???
Am Serviceschalter bat man uns einen Moment zu warten, kurz später kam der Kollege und wir wurden von Ando bedient, der fließend Deutsch spricht. Eigentlich arbeitet er in einer anderen Abteilung, kam aber gerne zur Hilfe. Zuerst fragte Ando im Ersatzteillager nach der Feder nach, aber wie befürchtet war dieses Teil nicht an Lager. Nicht gut! Damit war für Ando das Thema aber nicht erledigt, er machte unser Problem zu seinem und telefonierte herum, nach einer gebrauchten Feder oder wenigstens einer provisorischen Fixierung zum Weiterfahren. Er wurde fündig, wir sollten zu Rudo fahren und er könne uns sicher helfen. Wir fuhren also einmal durch die ganze Stadt zu Rudo in einer der vielen kleinen Hinterhof Schrauberbuden. Der schaute sich das Problem an, telefonierte mit Ando, der uns dann übersetzte. „Der Federbruch sollte mit einem Federstück geschient und fixiert werden, es würde auch nicht lange dauern und bezahlen müssten wir auch nichts. Er würde uns gerne helfen.“
Rudo machte sich sogleich ans Werk und wir bekamen in der Zwischenzeit von einem Nachbarn aus der Straße einen armenischen Kaffee gebracht. Eine halbe Stunde später war alles erledigt und es war absolut nicht möglich etwas zu bezahlen.
Gerührt über so viel Hilfsbereitschaft und dankbar setzten wir unsere Reise fort und fuhren zum Kloster Chor Virap, das so fotogen vor dem majestätischen Berg Ararat gelegen ist.
Kloster Chor Virap
Kloster Chor Virap
Kloster Chor Virap
Wegen des ungeplanten Jerevan Abstechers hatten wir unsere Route nun umgestellt und das nächste Ziel war Kloster Tatev im Süden Armeniens. Die Straße M2, die Haupt Nord-Süd Verbindung ist über weite Strecken sehr wellig und nicht im besten Zustand.
Nur wenige Kilometer von der Hauptstraße, am Ende einer schmalen, steilen Schlucht liegt malerisch zwischen ziegelroten Klippen die Klosteranlage Noravank.
Kloster Noravank
Um Tatev zu erreichen wollten wir die Seilbahn nehmen. An der Bahnstation trafen wir uns mit Maren & Mathias.
„Wings of Tatev“, ist mit 5,7 km die weltweit längste Strecke, die eine Pendel-Seilbahn ohne Halt zurücklegt. Zwischen den Stationen halten nur drei Masten das Seil.
Wir waren sehr gespannt. 12 Minuten dauert eine Fahrt in der Glasgondel. Zuerst ging es hinweg über das Dorf Halidzor und nach leichtem Ruckeln am Masten flogen wir hinab in die spektakuläre Schlucht des Vorotan. Der Rundumblick war umwerfend und wir konnten die Straße mit ihren engen Serpentinen erkennen, die sich hinauf zum Kloster schlängelt. Uns hatte die Fahrt begeistert und so genossen wir auch die Rückfahrt in vollen Zügen.
Wings of Tatev
Vorotan Schlucht
Wieder zurück bei den Autos fuhren wir nun die Strecke mit den vielen Serpentinen hinauf zum Kloster. Wir blieben über Nacht in Tatev, besichtigten die große Anlage, die Bischofsitz und Universität war.
Kleines Cafe mit lecker Kuchen
Vorotan Schlucht
Kloster Tatev
Auf dem Rückweg nach Norden verließen wir die M2 in Richtung Sevansee. Der See, die Perle Armeniens, liegt auf 1900 m, ist der größte Süßwassersee des Kaukasus und etwa doppelt so groß wie der Bodensee. Doch bevor wir den See erreichten musste der Selimpass (2410 m) gequert werden. Hier steht die gut erhaltene Karawanserei Selim aus dem 14. Jhd., ein Relikt der alten Handelsrouten zwischen Europa und Asien.
Schakhi Wasserfall
Tal von Selim
Karawanserei Selim
Hajravankh Kloster
Auf der Sevanhalbinsel, die ehemals eine Insel war aber durch das massive Absinken des Wasserspiegels nun wieder mit dem Ufer verbunden ist, besuchten wir das gleichnamige Kloster mit angeschlossener großer religiöser Bildungseinrichtung.
Sevankloster am Sevansee
Um dem Verkehrschaos in Jerevan zu entgehen wählten wir den Sonntag zur Fahrt in die Stadt. Gut gedacht – für Mitteleuropäer, aber nicht hier. Der Verkehr war noch schlimmer als unter der Woche, denn jeder Armenier scheint den Sonntag für einen Einkaufsbummel oder Spaziergang in der Stadt zu nutzen, was natürlich auch die Parksituation für uns nicht ganz einfach gestaltete.
Es gibt etwa 10 Millionen Armenier aber nur 3 Millionen leben in der Republik Armenien und gut ein Drittel davon in der Hauptstadt Jerevan. Im Stadtzentrum ist der Sowjeteinfluss erkennbar, breite Straßen, große Plätze und imposante Prachtbauten.
Zuerst besuchten wir einen Hügel oberhalb der Stadt, Schwalbenfestung genannt, mit Basaltobelisk und Genozidmuseum. In der Ausstellung werden eindrücklich die schrecklichen Ereignisse des Jahres 1915, wobei 1,5 Millionen Armenier zu Tode kamen, dargestellt. Erschüttert und ernüchtert verließen wir die Ausstellung, denn die Menschheit scheint nichts aus der Vergangenheit zu lernen, passieren doch auch heute immer wieder auf der Welt ähnliche „Säuberungen“ und alle schauen zu.
Jerevan, am Genozidmuseum
Das Stadtzentrum erkundeten wir zu Fuß und hatten abends das Glück die musikalisch untermalten Wasserspiele am Republikplatz zu erleben.
Jerevan, Republikplatz
Jerevan, Blaue Moschee
Jerevan, Republikplatz
Jerevan, Republikplatz
Von Jerivan ging es hinauf zu den kargen, ausgetrockneten Hochplateaus über der Schlucht des Azat. Die Festung Garni mit dem berühmten Sonnentempel scheint auf dem Programm aller Reiseveranstalter zu stehen, denn so überlaufen war es bisher nirgends in Armenien.
Garni, Sonnentempel
Am Talende der Schlucht besuchten wir noch das Höhlenkloster Geghard, der beliebteste Wallfahrtsort Armeniens. Vor der Anlage hatte Achim noch die Gelegenheit eine armenische „Prinzessin“ ablichten zu können.
Kloster Geghard
Kloster Geghard
Kloster Geghard
Kloster Geghard
Ebenfalls an der Azatschlucht gelegen befindet sich das 3Gs Camp, unser nächstes Ziel. Sandra, die Besitzerin der Anlage hat hier ein Paradies für Reisende geschaffen. Hier trafen wir natürlich auf weitere Reisende, alte und neue Bekannte: Friederike & Olaf (www.rikolasreisen.de), Karin & Manfred (www.die-ausreiser.de) und Udo & Sylvia (www.aussteigen.talking-text.de).
Vor dem Vergnügen stand aber zuerst die Arbeit, Achim musste am hinteren Bremszylinder die Dichtungen ersetzen (Ursache für den Verlust der Bremsflüssigkeit) und Andrea nutzte die Gelegenheit für die große Wäsche. Nach zwei arbeitsreichen Tagen verlängerten wir um eine Tag, der ganz der Erholung diente :-).
An den Abenden wurde gemeinsam gekocht oder gegrillt und bei einem wärmenden Feuer zusammen in der Campingküche geklönt.
Camp 3Gs
Reperatur des Radbremszylinders
Die Griller
Unsere Zeit in Armenien neigte sich dem Ende. Auf dem Weg zur Grenze gab es noch einen Stopp in Edschmiatsin, dem kirchlichen Zentrum der Armenier. Das Zentrum der Anlage bildet die berühmte Kathedrale deren Grundmauern auf das Jahr 303 datieren, die aber wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen war.
Vorbei an Gjumri, der zweitgrößten Stadt Armeniens, erreichten wir bei Bavra die Grenze zurück nach Georgien.