2019 Kaukasustour 4

Georgien 2

04.08.2019 – 01.12.2019

Gesamtstrecke: ca. 15.000 km

Strecke: Nürnberg, Pilsen, Prag, Trencin, Vlkolinec, Herlany, Lemberg, Drohobych, Rakhiv, Czernowitz, Lipsani, Ungheni, Chisinau, Comrat, Cahul, Braila, Murighiol, Vadu, Krapec, Nesebar, Sozopol, Istanbul, Samsun, Trabzon, Batumi, Mestia, Ushguli, Lentekhi, Chiatura, Khashuri, Stepantsminda, Trusotal, Snotal, Ananuri, Shatili, kachetische Weinstraße,

Endlich erreichten wir Chiatura. Die Stadt erstreckt sich in einem engen Tal über viele steile Hänge. Bis in die 1980er Jahre war Chiatura der wichtigste Manganerzlieferant der Welt. Als in den 1990er Jahren die Ressourcen erschöpft waren verlor die Stadt auch die Hälfte ihrer Einwohner. Wir waren gekommen um „Stalin`s schwebenden Metallsärge“ zu sehen. Während der Hochkonjunktur gab es in Chiatura 26 Kabinenseilbahnen für den Personentransport und weitere 50 Seilbahnen von Industriebetrieben. Aktuell fährt keine Kabinenseilbahn mehr und der Großteil der historischen Stationen wurde demontiert, um Platz für den Bau neuer Seilbahnen zu schaffen. Wir waren darüber sehr enttäuscht, konnten aber noch wenige Relikte des traditionellen Transportsystems entdecken.

Chiatura

Chiatura, Friedensbahn

Chiatura, Stalinbahn

Um wieder in die Berge zu kommen nahmen wir die Fernstraße S1 nach Osten und bogen dann auf die „Georgische Heerstraße“ (S3), einem alten Karawanenweg, nach Norden ab. Die S3 ist die einzige Verbindungstraße nach Russland und entsprechend viele Transport LKW sind auf ihr unterwegs. Auf dem Weg ist ein Höhenunterschied von knapp 1000 m zu überwinden und kurz bevor der höchste Punkt des Kreuzpasses (2395 m) erreicht wird passiert man das beliebte Skisportzentrum Gudauri mit vielen modernen Liften.

Kathedrale von Samtavisi

Kurz vor der russischen Grenze erreichten wir Stepantsminda am Fuße des Kasbek (5047 m), dem zweithöchsten Gipfel Georgiens, gelegen. Der Berg zeigt sich nur bei klarem Wetter und meist nur in den frühen Morgenstunden in seiner ganzen Schönheit, danach hüllt er sich in Wolken. Stepantsminda ist Anlaufpunkt für viele Touristen, die in dieser imposanten Umgebung wandern möchten. Unser Ziel war die Wallfahrtskirche Tsminda Sameba, die auf einem dem Kasbek vorgelagerten Berg auf 2170 m thront. Es ist eine kleine Kirche mit separatem Glockenturm und einer schönen Atmosphäre im Inneren. In dieser genialen Landschaft schlugen wir unser Lager auf. Natürlich waren wir nicht die Einzigen und lernten so u.a. Petra und Josef mit ihrem Camper kennen. Sie hatten mit diesem 2 x 4 Gefährt schon die Mongolei durchquert.

Kasbek 5047 m

Wallfahrtskirche Tsminda Sameba

Von dieser schönen Umgebung wollten wir noch mehr sehen und unternahmen einen Abstecher in das südwestlich gelegene Trusotal. Hier trafen wir auch Petra und Josef wieder und viele deutsche Wanderer. Eine kleine Piste schlängelt sich neben dem Fluss Tergi hinein in den großen Kaukasus und das Grenzgebiet zu Südossetien, einer seit 2008 unabhängigen, ehemals georgischen Provinz. Die Landschaft ist atemberaubend und die Mineralquellen entlang des Weges bilden verschieden farbige Salzablagerungen. Am Militärposten war für uns die Fahrt zu Ende, nur noch Bewohner dürfen weiter in das Grenzgebiet. Wir suchten uns einen Nachtplatz und hatten eine kalte, sternenklare Nacht unter der Milchstraße.

Trusotal

Trusotal

Trusotal

Trusotal

Trusotal

Trusotal

Tags darauf ging es zurück zur Heerstraße und von dort weiter in das Snotal, das man schon auf Teer erkunden kann. Der Ort Dshuta ist Ausgangspunkt für diverse kleine oder mehrtägige Wanderungen.

Bevor wir dieses Gebiet wieder nach Süden verließen hatten wir uns noch mit Sonja und Micha (wir kennen uns aus der Mongolei 2017) verabredet, die auf dem Rückweg von ihrer zweiten Mongoleireise über Russland nach Georgien kamen.

Snotal

Zurück ging es auf der Heerstraße nach Süden bis zur Festung Ananuri, wo wir uns mit Petra und Josef trafen und einen schönen Abend mit leckerem georgischen Essen und spannenden Gesprächen verbrachten, der wie im Flug verging.

Festung Ananuri

Unsere nächste Herausforderung war der Weg zum Wehrdorf Shatili in Khevsuretien. Diese Route über den Bärenkreuzpass zählt zu den spektakulärsten Straßen der Welt. Wir verließen die Heerstraße und fuhren entlang des Zhinvali Stausees in nördlicher Richtung. Noch auf guter Teerstraße ging es dann weiter im Tal des Pshavi Aragvi. Nach und nach nahmen der Teer ab und die Schlaglöcher zu, bis es schließlich auf einer schmalen Piste weiterging und wir uns langsam die Berge hinaufschraubten. Man hatte begonnen die Piste zu verbreitern und auszubauen, d.h. plötzlich standen Bagger oder Raupen auf der Piste und gingen ihrer Arbeit nach. Eine Umfahrung gab es nur selten und so bildeten sich wiederholt Schlangen von wartenden Autos. An einer Stelle mussten wir geschlagene zwei Stunden warten bis wir passieren konnten. So kamen wir nur langsam voran und erreichten den Bärenkreuzpass auf 2676 m erst bei Einbruch der Dunkelheit. Wir suchten uns abseits der Straße eine ebene Stelle und verbrachten auf dem Pass eine ruhige, kalte und sternenklare Nacht.

Richtung Shatili

Am nächsten Morgen setzten wir den Weg bei Sonnenschein fort und genossen die herrlichen Ausblicke und den sich langsam herbstlich färbenden Wald.

Bärenkreuzpass

 

Shatili war sehr beeindruckend, es ist eine Ansammlung von Häusern und Wehr-/Wohntürmen, die zusammen eine Festung bilden. Die Gebäude wurden aus massiven Schieferplatten, ohne Mörtel, Bolzen oder Nägel, aufgeschichtet. Auf einem engen Trampelpfad erkundeten wir den fast unbewohnten Ort. An vielen Türmen standen die Türen offen und man konnte erahnen, dass sie noch als Stallungen Verwendung finden.

Shatili

Shatili

Shatili

Shatili

Hinter Shatili kann man der Piste entlang der Andaki noch weiter folgen und gelangt zunächst zur Nekropole Anatori. Es ist überliefert, dass vor Jahrhunderten das benachbarte Dorf von einer tödlichen, ansteckenden Krankheit befallen wurde. Um weitere Ansteckung zu verhindern, verließen die Erkrankten das Dorf, sammelten sich an diesem Platz und warteten auf den Tod. Die Gebeine dieser stillen Helden wurden dann in der Nekropole bestattet. Von dort sieht man schon die Flagge Russlands auf dem nächsten Hügel. Einige Kilometer weiter ist noch das verlassene Wehrturmdorf Mutso sehenswert.

Nekropole Andaki

Wehrdorf Mutso

Die Rückfahrt in die Zivilisation klappte zügiger und weiter ging es östlich zur „Kachetischen Weinstraße“. Diese Weinbauregion im mittleren Alazani Tal wird im Norden von den Gipfeln des Großen Kaukasus überragt und im Süden vom Gombori Gebirge begrenzt.

Kirche Kvetera

Die Weinlese hatte begonnen und in den Weinbergen herrschte reges Treiben. Wir besichtigten mehrere Weingüter und nahmen an Weinproben teil. In Georgien wird schon seit über 8000 Jahren Wein angebaut. Die traditionelle Herstellung ist die Gärung in Tongefäßen (Qvevris), die in die Erde eingelassen sind. Parallel dazu, überwiegend für den Export, gibt es auch die Weinherstellung nach europäischer Art.

Cooperative Kindzmarauli

Weingut Khareba

Weingut Shumi

Außer Weingütern und kulinarischen Genüssen gibt es in dieser Region natürlich noch die ein oder andere Sehenswürdigkeit, der wir einen Besuch abstatteten.

Georgskirche von Alaverdi


=> weiter zu Seite 5