26.04. – 30.05.2016
Fahrstrecke: 5840 km
Strecke: Täbris, Urmia, Maragheh, Takht-e Soleiman, Zanjan, Soltaniye, Teheran, Badab-e Surt,
Die Islamische Republik Iran hat knapp 80 Millionen Einwohner und ist ca. 4,5-mal größer als Deutschland. Etwa 70% der Einwohner leben in Städten. Der Iran besteht zum Großteil aus hohen Gebirgen und trockenen, wüstenhaften Becken. Durch seine Bodenschätze, allen voran die größten Erdgas– und die viertgrößten Erdölvorräte der Welt, hat der Iran hohen Einfluss auf die Versorgung der Welt mit fossilen Energieträgern.
Wir hatten überraschenderweise statt der üblichen 30 Tage ein Visum für 35 Tage bekommen und am Vormittag des 26. April nahmen wir die Einreise in Angriff. Die Grenzformalitäten für die Ausreise aus der Türkei waren in 10 Minuten erledigt und wir konnten das türkische Tor passieren. Nun war es höchste Zeit den Schal umzulegen und die Haare zu verhüllen.
Im Iran ist gesetzlich vorgeschrieben, dass Frauen die Haare mit einem Kopftuch bedecken und die Körperformen mit einem lockeren kurzen Staubmantel verhüllen müssen. Wie man im Land sieht gibt es da auch Interpretationsspielraum, der, wenn er zu weit ausgelegt wird, gelegentlich strafrechtlich verfolgt wird. Der Chador, meist schwarz, ist weit verbreitet und wird auch vielerorts bei Moscheebesuchen gefordert.
Der Hauptgrenzübergang Bazargan war früher nicht beliebt bei Touristen, wir waren gespannt und rollten also hinter das erste iranische Tor. Statt Schleppern fanden wir hilfsbereite Beamte die uns zu den richtigen Stationen schickten. Außer Paperwork gab es auch noch eine Fahrzeugkontrolle, die recht oberflächlich blieb. Die Frage nach Alkohol hatten wir natürlich vehement verneint. Nach etwa 1,5 Stunden durften wir einreisen, schlossen noch eine Autoversicherung ab und machten uns auf in Richtung Täbris.
Thaddäus Kloster
Übernachtungsplatz mit Ufos
Reifenreparatur auf iranische Art
Am nächsten Tag erreichten wir Täbris, eine von 8 Millionenstädten im Iran. Ein zentraler Nachtplatz sollte gefunden werden, mit zwei LKW und bei diesem Verkehr: Spurmarkierungen und Ampeln scheinen überflüssig, gefahren wird wo eine Lücke scheint und wenn drei Spuren markiert sind finden mindestens fünf Fahrzeuge Platz nebeneinander. Blinker werden grundsätzlich nicht benutzt und Außenspiegel nehmen eigentlich auch nur Platz weg. Nach diesem Prinzip schlängeln wir uns kreuz und quer durch die Innenstadt, machen die exklusive Bus- und Taxispur zu unserer und fanden schlussendlich per Zufall einen kleinen Park mit Wiese, Sanitäreinrichtungen und Wachleuten (Mozafer Park, Shahriar Boulevard, N 38.06555, E 46.33127). Und das alles für umsonst, nur eine Kopie vom Ausweis musste abgegeben werden. Bei der Suche nach einem Copyshop landeten Achim und Markus bei Babek, unserem guten Geist für die nächsten zwei Tage, im Laden. Babek hatte SIM Karten, organisierte zwei Jungs die uns zum Telefonshop begleiteten und unser Abendessen im Kebab-Grill organisierten. Am nächsten Tag sperrte er den Laden zu und fuhr mit uns Autoteile einkaufen und danach zum Sightseeing. Alles nur für ein Dankeschön, wir waren beschämt. Das war also unsere erste Begegnung mit der iranischen Gastfreundschaft.
Eine weitere Begegnung in Täbris machte uns nachdenklich. Eine Frau sprach mich an, woher wir denn kommen. Als ich ihr sagte, aus Deutschland, strahlte sie und meinte, Deutschland sei das beste Land und Angela Merkel eine gute und ehrenhafte Frau. Hier in ihrem Land hätte sich in den letzten 35 Jahren nichts zum Besseren verändert, aber wir in Deutschland hätten Freiheit.
Babek, unser guter Geist in Täbris
Die freundlichen Damen aus dem Telefonshop
Basar in Täbris
Kebab-Grillmeister
Unser nächster Stopp war das Dorf Kandovan, idyllisch an einer Felswand gelegen. In dem Tuffstein wurden Höhlenwohnungen angelegt. Es war Freitag (=Wochenende) und der Ort ist ein beliebtes Ausflugsziel. Die größte Leidenschaft der Iraner ist picknicken, fast jeder schattige Platz ist geeignet: in Parks, am Straßenrand, in Picknick-Hütten, auf Grünflächen vom Kreisverkehr oder der Kiesstreifen am Flusslauf.
Höhlendorf Kandovan
Iranisches Brot
Einen Platz fürs Picknick findet man überall
Hier trennten wir uns zunächst von Heike und Markus und fuhren weiter nach Urmia. Dort besuchten wir auch den Basar.
Als Ausländer wird man häufig angesprochen, willkommen geheißen, gefragt welche Nationalität, woher und wohin, zum Tee eingeladen und bekommt Hilfe angeboten. Vielfach sind dann die Englischkenntnisse des Gegenübers erschöpft, aber wir haben auch Iraner getroffen die schon in Deutschland gearbeitet und gelebt haben oder mit sehr guten Englischkenntnissen, dass wir nette und informative Gespräche führen konnten.
Urmiasee
Basar in Urmia
Einladung zum Tee
Hier ist es leicht Millionär zu sein
Wir überquerten den Urmiasee über einen 15km langen Damm, um an seinem Ostufer nach Süden zu fahren.
Am Urmiasee spielt sich auf Grund von schlechtem Wassermanagement eine riesige Umweltkatastrophe ab, er droht vollständig aus zu trocknen. Noch vor 15 Jahren war er etwa 10-mal größer als der Bodensee, nun ist er bereits um zwei Drittel geschrumpft und der Salzgehalt hat von 30 auf 40% zugenommen. Ehemals am Ufer gebaute Ferienanlagen sitzen jetzt buchstäblich auf dem Trockenen.
Nachtplatz im austrocknenden Urmiasee
Unser Ziel ist die Feuertempelanlage Takht-e Soleiman auf 2200m Höhe. Die Strecke führt durch schöne Berglandschaft und ist entsprechen steil und kurvig. Als wir den Parkplatz gegen 19 Uhr erreichen biegt zwei Minuten später ein weiteres Expeditionsmobil um die Ecke. Es sind David und Camille aus Frankreich mit ihren zwei Kindern. Für die Besichtigung ist es zu spät, so übernachten wir am selben Platz, essen gemeinsam und haben viel zu erzählen, da die Familien von Südafrika aus in den Iran gekommen ist.
Takht-e Soleiman
Vulkankrater Zendan-e Soleiman
Oljeitu Mausoleum
Teheran, Golestan Palast
Teheran, Iman Khomeini Mausoleum
Panorama der Sarkophag Halle
Eine alte Karawanserei der Seidenstraße
Sinterterrassen Badab-e Surt
Freundliche Menschen trifft man überall im Iran
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