17.06. – 13.07.2016
Fahrstrecke: 2350 km
Strecke: Khujand, Istarafshan, Iskanderkul, Anzob, Duschanbe,
Die Republik Tadschikistan umfasst ca. 1/3 der Fläche Deutschlands und hat gut 8 Mio. Einwohner.
Tadschikistan ist ein Hochgebirgsland, fast die Hälfte des Staatsgebietes liegt auf einer Höhe von 3000 m und höher. Nur etwa 7 % des Landes sind landwirtschaftlich intensiv nutzbar, dennoch arbeiten 67 % der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft.
Fast 60% der Wasserressourcen der zentralasiatischen Region liegen in Tadschikistan, werden derzeit aber zu weniger als 4% genutzt.
Das Land verfügt über Reserven an Erdöl, Erdgas und Braunkohle. Wichtigstes Exportgut mit einem Anteil von 50 % an den Exporterlösen ist Aluminium.
Die Einreise nach Tadschikistan verlief scheinbar weniger korrekt und war sehr zermürbend. Pass- und Wagenkontrolle waren im Nu erledigt, aber dann…
Achim musste in diverse Büros, wo er jedes Mal von einem Beamten bearbeitet wurde, dem Pflanzendoktor, der für 20$ eine nicht durchgeführte Wagendesinfektion bescheinigte. Dann ein Veterinär, der wieder ein Dokument ausfüllte für 10$. Und schlussendlich der Mann vom Zoll, der ein Einfuhrpapier für das Auto erstellen sollte. Hierfür wollte er 100$, was Achim und Markus zu vehementem Widerspruch bewog. Natürlich konnten diese Herren alle weder Englisch verstehen noch sprechen. Die Diskussionen mit dem völlig überforderten Zöllner fruchteten wenig, er führte Telefonate, schaffte dann auch eine englischsprechende Person ans Telefon, um immer und immer das Gleiche zu wiederholen. Er wollte die Beiden sogar aus seinem Büro werfen, um sich auszuruhen, denn sein schmuddeliges Bett stand direkt neben dem Schreibtisch. Auch konsumierte er nicht unbeträchtliche Mengen an Hanfkügelchen, die er immer wieder unter die Zunge schob. Nachdem wir zusagten den Betrag zu zahlen musste ja noch das Dokument am PC ausgefüllt werden. Zunächst für Markus, eine Stunde für eine Seite. Und dann für uns, wiederum eine Stunde! Dies war bisher unser längster Grenztag, über 6 Stunden für Aus- und Einreise.
Ziemlich gestresst verließen wir die Grenze und fuhren nur noch ein Stück zum Qaroqqum Stausee, dem tadschikischen Meer, wo wir einen schönen Nachtplatz fanden.
Nachtplatz hinter der Grenze
Am nächsten Morgen macht sich Achim daran den Fehler an unserer Lichtmaschine zu finden, die keinen Ladestrom mehr abgab. Der Einbau einer Ersatz Lichtmaschine löste das Problem aber nicht.
Also packten wir zusammen und fuhren nach Khujand, der zweitgrößten Stadt Tadschikistans. Hier wollten wir am ATM Geld holen, eine lokale SIM besorgen und evtl. einkaufen. Unser Vorhaben war zunächst nicht von Erfolgt gekrönt, keiner der ATMs verteilt über die Stadt spuckte Geld aus, also fiel der Rest auch ins Wasser. Es war Samstag und wir fanden dann eine geöffnete Bankfiliale, die Bargeld tauschte. Nun erstanden wir auch noch eine SIM und konnten Kontakt mit Deutschland aufnehmen, um eine Lösung für unser Lichtmaschinen Problem zu finden. Einige Telefonate und Mails später gab es einen Lösungsansatz.
Wir verließen die Stadt Richtung Duschanbe und schon kam das erste Mauthäuschen in Sicht. Sollten unsere 100$ nicht auch für die Straßennutzung sein? Wohl eine Falschinformation!
Abseits der Hauptstraße, inmitten von Feldern gab es eine Ecke Brachland, die sich als Nachtplatz eignete. Achim streifte den Arbeitsoverall über und wollte unserem elektrischen Problem auf den Grund gehen. Keine 10 Minuten später hielt ein Pickup und der Fahrer stellte sich als der Besitzer der umliegenden Baumwollfelder vor. Der Baumwoll-Baron lud uns ein bei ihm am Haus zu stehen, dort gäbe es auch noch ein leckeres Abendessen. Achim lehnte dankend ab, es dämmerte schon und er wollte noch ein neues Kabel zwischen Lichtmaschine und Kontrollleuchte im Fahrerhaus verlegen. Dadurch war der Fehler behoben und die Ladung funktionierte wieder einwandfrei.
Gegen 22 Uhr kamen vier Jugendliche vorbei und brachten uns einen Teller Palov (tadschikisches Reisgericht), später gab es zum Nachtisch noch Aprikosen und Kirschen. Einfach nett!
Freundliche Bauernfamilie
Die nächste größere Stadt auf der Strecke war Istarafshan, eine der ältesten Städte Mittelasiens. Hier legten wir einen Stopp ein, besichtigten den Hazrati Shoh Komplex mit einer persönlichen Führung des Imam, und erledigten auf dem geschäftigen Basar einige Einkäufe.
Istarafshan, Reiterdenkmal und Stadttor
Istarafshan, Minarett und Mausoleum Hazrati Shoh
Istarafshan, Basar
Auch hier alles frisch 🙂
Deutsche Autos überall
Auf der weiteren Strecke trafen wir zufällig auf Markus und Heike. Einen Abstecher in das schöne Zarafshan Tal mit seinen roten Bergen und vielen Seitentälern nutzten wir zum Übernachten. Der Fluss Zarafshan macht Ackerbau in der Ebene erst möglich, fließt weiter nach Usbekistan und wird dort für die Bewässerung der Baumwollfelder vollständig aufgebraucht.
Nun geht es endlich in die Berge
Zarafshan Tal
Ein Stück weiter südlich auf der M34 bogen wir in ein Seitental ab und folgten der teils schlechten und steilen Piste hinauf in das Fan Gebirge und zu dem auf 2255m hoch liegenden Iskanderkul (See des Alexander). Die Ufer des Sees sind steil, einen ufernahen Stellplatz findet man nur in der Ferienanlage. In der Zeit von Juni bis September haben viele Flüsse und Seen hohe Wasserstände, so dass der Iskanderkul durch das mitgeführte Sediment nicht türkisblau sondern bestenfalls als jadegrün zu bezeichnen war. Dank der Höhe mussten wir unsere Jacken überziehen und nachts war eine warme Zudecke auch gut zu gebrauchen. Ein schöner Abstecher!
Sarvoda, Brücke Richtung Iskanderkul
Iskanderkul See
Iskanderkul
Das Sommerhaus des Präsidenten
Endlich wieder angenehme Temperaturen
Morgens ging es die Hoppelpiste wieder hinab zur M34, um wenige Kilometer weiter auf die alte Verbindungsstraße Khujand-Duschanbe abzubiegen. Der Plan war, statt den berüchtigten Anzob Tunnel zu durchfahren die alte Passstraße zu nehmen.
Seitenstraße Richtung Anzob Pass
Anzob
Palaverbank am Abend
…und am Morgen
Sollen wir oder sollen wir nicht
Die Piste schlängelte sich entlang des Fluss Yaghnob, war an manchen Stellen von Gerölllawinen befreit oder Abrutschungen wieder aufgefüllt bzw. auf neuen Wegen umfahren. Kein Problem, alles gut fahrbar.
Hinter dem Dorf Anzob mit seinen traditionellen Natursteinhäusern war der Abzweig der zum Pass hinauf auf 3373m führte und wohl nur noch auf dem Esel frequentiert wurde. Kurz dahinter verbrachten wir eine kühle und regnerische Nacht, bevor wir am nächsten Morgen die Passstrecke in Angriff nahmen. Sehr weit kamen wir nicht, die schmale Piste war derartig ausgewaschen, von tiefen Rinnen zerfurcht und vielfach an den Rändern weggebrochen, dass ein Durchkommen mit den LKWs unmöglich war. Also das ganze Tal zurück zur M34 und hinauf zum Tunnel.
Auch ohne Passüberquerung einfach toll !!
Aber auch diese Strecke war recht abenteuerlich. In Serpentinen schlängelt sich die zweispurige Straße hinauf zum 5km langen Tunnel, wobei sich ein Großteil der LKWs im Schneckentempo hinaufquälte. Hinzu kam, dass –gefühlt- alle 200m ein defekter LKW am Straßenrand stand und zu waghalsigen Überholmanövern führte.
Der Tunnel selbst war im letzten Jahr modernisiert worden, um die katastrophalen Zustände zu beseitigen. Wir erlebten ihn als schwarze Röhre (mit Gegenverkehr) ohne Beleuchtung und höchstens mangelhafter Belüftung, denn nach der halben Strecke roch es stark nach Abgasen und die Sicht war dadurch eingeschränkt. Einzig die Fahrbahn schien neu geteert zu sein, wobei am rechten Fahrbahnrand teilweise riesige tiefe Ausschnitte (für Abwasserkanäle?) waren, die beim Hineinfahren wohl die Achse gekostet hätten.
Südliche Einfart über den Anzob Pass
Auf der Strecke Khujand – Duschanbe mussten wir an sechs Mautstellen insgesamt knapp 20€ bezahlen (PKW etwa 1/3).Zusammenfassend kann man sagen, dass die Strecke in einem ordentlichen Zustand ist und gut zu befahren ist.
Nachdem alles gut überstanden war ging es nun hinab in das Vazorb Tal, dem Naherholungsgebiet der Hauptstädter, direkt bis nach Duschanbe. Die Stadt kommt recht modern daher, mit vielen Parkanlagen im Stadtgebiet, dennoch ist der sowjetisch, sozialistische Einfluss deutlich spürbar.
Duschanbe, Somoni Denkmal
Duschanbe, Rudaki Denkmal mit dem vor kurzem noch größten Fahnenmast der Welt.
Duschanbe, Präsidentenpalast
Wir fanden einen kostenlosen Stellplatz beim Hotel Tadschikistan direkt im Zentrum. Von hier aus erkundeten wir die Stadt und ließen uns treiben. Die Abende waren mit Webseite erstellen, Emails schreiben und Telefonaten ausgefüllt. Außerdem wurde die Planung für den Pamir –das Dach der Welt- gemacht und frische Lebensmittel aufgefüllt.
Duschanbe, Basar